Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S260-S261
DOI: 10.1055/s-0040-1717638
Vortrag
DKOU20-1234 Allgemeine Themen->20. Rehabilitation

Osseoperzeption trotz Oberschenkelamputation - der Vergleich zwischen der Endo - Exo - Prothetik und der konventionellen Schaftversorgung

M Örgel
*   = präsentierender Autor
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
H-H Aschoff
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
N Wirries
2   DIAKOVERE ANNASTIFT - ORTHOPÄDISCHE KLINIK DER MHH, Hannover
,
M Haertlé
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
T Graulich
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
M Elareibi
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
C Krettek
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
A Ranker
3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik Anästhesiologie und Intensivmedizin, Hannover
› Institutsangaben
 

Fragestellung: Die Endo-Exo-Prothetik (EEP) stellt eine alternative Rehabilitationsmethode oberschenkelamputierter Patienten dar, die mit einer konventionellen Schaftprothetik nicht rehabilitiert werden können. Bei der EEP handelt es sich um ein zweizeitiges Operationsverfahren mit primärer Implantation des Endo-Fixstiels und sekundärer Anlage des Haut-/Weichteilstomas sowie Montage der exoprothetischen Bauteile. Aus diesem Rehabilitationskonzept resultiert die Fragestellung nach der Qualität des Tastempfindens (Osseoperzeption), die über die Prothese fortgeleitet wird und sich vorteilhaft durch eine verbesserten Gangsicherheit und erhöhte Lebensqualität gegenüber der Schaftprothese zeigen könnte. Daraus ergaben sich zwei Hypothesen: Hypothese 1: EEP-Träger erzielen hinsichtlich ihrer Osseoperzeption bessere Ergebnisse, als oberschenkelamputierte Patienten, die mit einer Schaftprothese versorgt sind.

Hypothese 2: EEP-Träger erzielen hinsichtlich ihrer Osseoperzeption vergleichbare Ergebnisse wie nicht amputierte Menschen.

Methodik: Eingeschlossen in diese prospektive Fall-Kontrolle-Studie wurden alle oberschenkelamputierten (sowohl Schaft- als auch EEP-Träger) Patienten, die sich von 01/2019 bis 08/2020 in unserer Sprechstunde für Amputationsverletzungen vorstellen. Es wurden drei Gruppen gebildet: EEP- & Schaftträger, sowie eine Kontrollgruppe. Als Kontrollgruppe wurden Medizinstudenten ohne Amputation rekrutiert. Eine Aufwandsentschädigung erfolgte nicht. Alle Teilnehmer haben die gleichen Versuchsbedingungen vorgefunden. Drei Testmodule kommen zum Einsatz. Hierbei müssen verdeckt 1. vier gleichgroße Gummibälle, 2. drei Schaumstoffmatten und 3. drei dünne Kunstoffmatten in ihrem Härtegrad durch das Aufsetzen des Prothesen-/fußes ohne Schuh richtig identifiziert werden. Die Härtegrade sind in Shore-Härte definiert. Eine Zeitvorgabe für die Absolvierung der drei Testmodule gab es nicht. Jeder Versuchsteilnehmer hatte je Testmodul drei Versuche. Maximal konnten 10 Punkte pro Durchgang erzielt werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Basisdaten der im Studiendesign erfassten Patienten sind die Jahre nach Amputation sowie die Jahre seit der EEP-Versorgung, das Geschlecht, das Geburtsdatum, die Seitenzugehörigkeit, der BMI und der Amputationsgrund. Die Kontrollgruppe erzielte im Durchschnitt 9,4 Punkte, die EEP-Gruppe 6,5 Punkte und die Schaft-Gruppe 5,2 Punkte von maximal 10 Punkten pro Durchgang. Beim Vergleich der EEP- und der Schaftgruppe erzielte die EEP-Gruppe somit durchschnittlich 1,3 Punkte mehr pro Durchgang und Testmodul als die Schaft-Gruppe.

Diese Ergebnisse sprechen für eine Überlegenheit der Osseoperzeption der EEP-Gruppe und bestätigt die erste Hypothese. Hypothese 2 kann durch die gewonnenen Ergebnisse nicht bestätigen werden. Dennoch zeigt sich, dass die EEP-Träger im Vergleich zu den Schaftträgern, bedingt durch die knochengeführte Prothetik über eine besser differenzierte Osseoperzeption verfügen.

Stichwörter: Osseointegration, transfermorale Amputation, Endo-Exo-Prothetik, Osseoperzeption, Schaftprothese, Rehabilitation



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020

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