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DOI: 10.1055/s-0040-1717805
Klinisch-funktionelle und pedobarographische Untersuchung nach Kompartmentspaltung des Fußes
Fragestellung Das Kompartmentsyndrom des Fußes ist selten, meist assoziiert mit Luxationsfrakturen des Chopart’schen und Lisfranc’schen Gelenkes. Funktionelle Folgeschäden und Einschränkungen sind häufig. Ziel dieser Studie ist die Überprüfung des Einsatzes der Pedobarographie als Messinstrument zur Objektivierung der funktionellen Beeinträchtigungen.
Methodik Alle Patienten eines überregionalen Trauma Zentrums, die im Zeitraum von 2012-2018 eine Kompartmentspaltung des Fußes erhalten haben, wurden mittels OPS Code identifiziert. Von 35 Patienten konnten nach Anwendung der Ausschlusskriterien (< 18 und >65 Jahre, Verletzung der kontralateralen Extremität, Polyneuropathie, Polytrauma, Traumazeitpunkt < 6 Monaten, Amputation, Gefäßverletzung, Haft, Tod) 20 Patienten eingeladen und 17 untersucht werden. Neben der pedobarographischen Ganganalyse wurde die Maximalkraft, der SF36, Work Ability Index, VAS-Foot und Ankle, EFAS-score erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung 13 männliche und 4 weibliche Patienten (44,7±18,7 Jahre alt) wurden 38,6±20,2 Monate nach Kompartmentspaltung untersucht. 1 Patient erlitt eine isolierte Chopart’sche, 7 eine isolierte Lisfranc’sche Luxationsfraktur und 4 eine kombinierte Fraktur. 4 Kalkaneusfrakturen und 1 Bimalleolarfraktur wurden erfasst. Die Pedobarographie zeigte auf der betroffenen Seite einen erhöhten Spitzendruck im Bereich des lateralen Vorfußes (MTIV 392,2KPa, MTV 369,2KPa) (p<0,05). Außerdem zeigte sich aufgrund von Krallenzehbildung auf der betroffenen Seite kein Bodenkontakt der Zehen 2-5 im Abrollvorgang. Zusätzlich zeigte sich eine signifikant verminderte Kontaktzeit im Bereich der Großzehe 52,7(±21,2)%, Zehe II 44,9(±22,5)% und III-V 50,8(±28,3)% im Vergleich zur gesunden Seite mit 63,3(±20,7)%, 58(±23,2)%, III-V 63,2(±21,8)% (p<0,05). Dementsprechend war die Kontaktzeit der Ferse auf der verletzten Seite mit 64,3(±9,7)% im Vergleich zur gesunden Seite mit 59(±14,5)% verlängert (p<0,05). Auf der betroffenen Seite zeigte sich eine verkleinerte Kontaktfläche im Bereich der Zehen II, III-V mit 3,1(±1,2) und 75(±3,1)cm2 im Vergleich zu 3,7(±1,5) und 7(±3,4)cm2 (p<0,05). In Dorsalextension, Plantarflexion und Pronation wurden auf der verletzten Seite Kraftmaxima von 206,5(±50,4)N, 306,9(±107,1)N, 136,8(±60,4)N im Gegensatz zur gesunden Seite mit 247,7(±50,8)N, 379,6(±98,4)N und 185,4(±52,7)N gemessen (p<0,01). Der SF36 zeigte in den Subkategorien physical function, physical role, bodily pain und emotional role sowie mental health einen verminderten Punktwert im Vergleich zur Vergleichskohorte (p<0,05). Des Weiteren wurde ein Work-Ability Index von 28,1(±12)/49 Punkten, VAS Foot and Ankle 47(±18,8)% und EFAS Score von 13,71(±6,6)/24 erfasst. Nach Kompartmentsyndrom des Fußes sind funktionelle Einschränkungen und eine Verminderung der Lebensqualität trotz Kompartmentspaltung die Regel. Die Pedobarographie ist ein geeignetes ergänzendes Diagnostikum zur Beurteilung von Folgeschäden.
Stichwörter Kompartmentsyndrom, Fußtrauma, Pedobarographie
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020
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