Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e135
DOI: 10.1055/s-0040-1717964
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Prädiktion von Levatoravulsionen anhand sichtbarer Geburtsverletzungen – eine prospektive Kohortenstudie

A Richter
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
,
J Birri
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
,
M Kreft
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
,
R Zimmermann
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
,
N Kimmich
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Nach vaginalen Geburten finden sich häufig sichtbare Geburtsverletzungen und Avulsionen des M. levator ani (LAM). Zur Diagnosesicherung einer LAM-Avulsion empfiehlt sich eine 3D-Ultraschalluntersuchung. Da das notwendige Equipment bzw. geschultes Personal nicht ubiquitär verfügbar sind, wäre es hilfreich, Indikatoren für mögliche LAM-Verletzungen, z.B. anhand der sichtbaren Geburtsverletzungen zu haben. Ziel unserer Studie war es daher, Risikofaktoren unter den Geburtsverletzungen und anderen begleitender Faktoren hinsichtlich des Auftretens von LAM-Avulsionen nach vaginalen Geburten zu evaluieren.

Material und Methoden In einer prospektiven Kohortenstudie am Universitätsspital Zürich von 3/2017-4/2019 untersuchten wir Erstgebärende nach Vaginalgeburt eines Einlings aus Schädellage ab 36+0 SSW inspektorisch auf Geburtsverletzungen und mittels translabialem Ultraschall auf partielle (PAV) und komplette Avulsionen (CAV) des LAM. Mittels univariater und multivariater Analyse suchten wir nach Assoziationen von LAM-Avulsionen zu sichtbaren Verletzungen und weiteren Einflussfaktoren.

Ergebnisse Von 213 Frauen hatten 23.9% irgendeine Form des LAM-Traumas, davon 13.1% eine PAV und 14.1% eine CAV. Beidseitige Verletzungen zeigten 12.2% der Frauen. Die Verteilung der begleitenden Geburtsverletzungen war vergleichbar mit anderen Studien. Mittels multivariater Analyse verblieben als Risikofaktoren für LAM-Avulsionen lediglich eine abnormale fetale Herztonkurve sowie das Vorliegen einer Episiotomie.

Zusammenfassung 24% der Frauen nach Vaginalgeburt erlitten eine LAM-Avulsion, begleitet von einer hohen Rate anderer Geburtsverletzungen. Eine abnormale fetale Herztonkurve sowie das Vorliegen einer Episiotomie waren die einzigen unabhängigen Risikofaktoren für LAM-Verletzungen. Diese Faktoren dürften Ausdruck einer inkongrueten Biomechanik zwischen Fet und Geburtskanal sein, mit dem Resultat von Geburtstraumata. In solchen Fällen dürfte es postpartal geboten sein, mittels translabialem Ultraschall nach LAM-Traumata zu suchen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Oktober 2020

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