Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e166
DOI: 10.1055/s-0040-1718063
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Operative Gynäkologie, Urogynäkologie II

Evaluation und Management geburtsbedingter Genitalfisteln am Beckenbodenzentrum der Universitäts-Frauenklinik Tübingen

J. Andress
1   Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
,
B. Amend
2   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Urologie, Tübingen, Deutschland
,
C. Falch
3   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationchirurgie, Tübingen, Deutschland
,
H. Abele
1   Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
,
S.Y. Brucker
1   Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
,
C. Reisenauer
1   Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Geburtsbedingte Genitalfisteln treten in entwickelten Ländern selten auf.

Ziel der Studie war es, Ursachen und Management von Genitalfisteln bei Frauen zu untersuchen, die am Beckenbodenzentrum der Universitäts-Frauenklinik Tübingen behandelt wurden.

Materialien Zwischen Januar 2006 und Juni 2020 wegen geburtsbedingter Genitalfisteln an unserem Beckenbodenzentrum behandelte Patientinnen wurden identifiziert und ihre Krankengeschichte retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse Bei 11 von 40 Frauen zeigten sich urogenitale Fisteln (UGF), 29 Frauen litten an rektovaginalen Fisteln (RVF). In unserer Kohorte waren die UGF häufiger bei Mehrgebärenden (8/11), während RVF vor allem bei Erstgebärenden auftraten (26/29). Die Mehrheit der UGF befand sich im vorderen oberen Vaginaldrittel, alle RVF traten im hinteren unteren Drittel der Vagina auf. Alle UGF konnten erfolgreich verschlossen werden, im Falle von RVF gelang der Fistelverschluss bei 88,65% der Patientinnen. Frauen, die an RVF litten und ein hohes Risiko für ein Rezidiv oder postoperative Funktionsbeschwerden hatten sowie ein weiteres Kind wünschten, empfahlen wir den Fistelverschluss im Zusammenhang mit der nachfolgenden Geburt. Zum ersten Mal wurden schwangerschaftsbedingte Veränderungen der Vaginalwand bzw. des Gewebes genutzt, um die Erfolgsrate eines Fistelverschlusses zu optimieren.

Zusammenfassung In Industrieländern kann es durch geburtsbedingte Verletzungen zur Entwicklung von Genitalfisteln kommen. Bei fehlenden evidenzbasierten Empfehlungen zum Fistelverschluss muss das Management auf die zugrundeliegende Pathologie und die Erfahrung des Chirurgen zugeschnitten werden. Die Aufmerksamkeit sollte auf die präventive geburtshilfliche Praxis und eine angemessene perinatale und postpartale Versorgung gerichtet werden. Auch wenn Fisteln selten vorkommen, sollte bei Auftreten einer Inkontinenz nach der Entbindung eine Fistel als Ursache ausgeschlossen werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Oktober 2020

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