Ataxie und Ameisen – ein Fallbericht zum Chronischen Bienenparalysevirus (CBPV)

Einleitung Das Chronische Bienenparalysevirus (CBPV) ist ein weltweit verbreitetes +ssRNA-Virus der Honigbiene. Es führt zu hohen Arbeiterinnenverlusten in starken Völkern. Zwei verschiedene Formen, die parallel im Volk auftreten können, werden mit den Leitsymptomen Paralyse, Ataxie, Flugunfähigkeit einerseits sowie Haarlosigkeit, Dunkelfärbung und verkürztes Abdomen andererseits beschrieben.

Fallbeschreibung Am 7. Mai 2019 wurde bei 2 Bienenvölkern starker Totenfall vor dem Flugloch und leichter Verwesungsgeruch festgestellt. Beide Völker waren die einzig betroffenen am jeweiligen Standort und zeigten ähnliche Symptome: flugunfähige Krabbler vor der Beute, unbesetzte Honigräume und im zweizargigen Brutraum zitternde, ataktische Bienen und Bienen mit schwarzen Hinterleibern, die teils Ameisen glichen. An den Beuten fanden sich jeweils einige Kotflecken.

Bienen aus dem Totenfall zeigten verkürzte, schwarze, haarlose Abdomina und ausgestreckte Rüssel. Die virologische Diagnostik ergab in beiden Fällen unter anderem einen stark positiven CBPV-Nachweis, was in Bezug zur Klinik die Diagnose einer offenen Infektion mit CBPV zulässt. Zudem wurde ein mittelgradiger Befall mit Nosema nachgewiesen.

Volk 1 wurde mittels Varroabekämpfung, Umweiseln und Kunstschwarmverfahren therapiert und erfolgreich überwintert. Volk 2 verlor seine Königin am 10.05.2020 und wurde anschließend buckelbrütig.

Epikrise Ein Volk konnte durch Kunstschwarmverfahren, Varroabekämpfung und Zusetzen einer neuen Königin erfolgreich therapiert werden, das andere Volk musste aufgrund zusätzlicher Komplikationen abgeschwefelt werden.

Ausblick Im Rahmen einer Befragung von Imkern mit nachweislich CBPV-infizierten und klinisch betroffenen Völkern sollen Maßnahmen abgeleitet werden, die zukünftig für eine erfolgreiche Therapie geeignet sind.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. Dezember 2020