Hamostaseologie 2020; 40(S 01): S33-S52
DOI: 10.1055/s-0040-1721600
X. Hämophilie

Quantifizierung der Diskrepanz zwischen Ein- und Zweistufen-Assays für Faktor IX- Präparate mit verlängerter Halbwertszeit

Thomas Siegemund
1   Zentrum für Hämostaseologie, Universität Leipzig
2   MVZ Limbach Magdeburg
,
Annelie Siegemund
1   Zentrum für Hämostaseologie, Universität Leipzig
2   MVZ Limbach Magdeburg
,
Christian Pfrepper
1   Zentrum für Hämostaseologie, Universität Leipzig
,
Sirak Petros
1   Zentrum für Hämostaseologie, Universität Leipzig
› Institutsangaben
 

Hintergrund Die Einführung von FIX-Präparaten mit verlängerter Halbwertszeit (EHL-FIX)stellt das Gerinnungslabor vor neue Herausforderungen. Die Abfüllung dieser Präparate erfolgt anhand eines chromogenen Zweistufen-Assays, während die meisten Labore koagulometrische Einstufen-Assays verwenden. Dabei werden signifikante Unterschiede zwischen diesen Assays beobachtet. In dieser Studie werden diese Diskrepanzen für drei EHL-FIX-Präparate und ein rekombinantes Präparat quantifiziert. Störgrößen werden durch die Verwendung eines identischen Assayaufbaus, identischen Reagenzien minimiert.

Material und Methoden Die konzentrationsabhängige Wiederfindung von in FIX-Mangelplasma gespiketen EHL-FIX (albutrepenonacog alfa, eftrenonacog alfa, nonacog beta pegol) und einem rekombinanten Präparat (nonacog alfa) wurde im Ein- als auch Zweistufenassay bestimmt. Actin FS, Actin FSL und Pathromtin SL (Siemens Healthineers), aPTT SP, SynthaFax und SynthaSil (Werfen), Cephascreen (Stago), Cephen 5 (Coachrom), Dapttin TC (Haemochrom) wurden im koagulometrischen verwendet, Rox FIX (Rossix) und Biophen FIX (Hyphen Biomed) als chromoge Tests durchgeführt (BCS, Siemens Healthineers). Die Ergebnisse wurden gegen plasmatischen FIX (Berinin

P) kalibriert. Die Assaysdiskrepanz wird als Regressionsgerade aus der Darstellung des Zweistufen-Assays gegen den Einstufen-Assay ermittelt.

Ergebnisse In Abhängigkeit von Reagenz und FIX-Präparat werden deutliche Diskrepanzen zwischen Ein- und Zweistufen-Assay gefunden (20- 2000%, siehe Tabelle)

Diskussion Dies ist die bisher größte Studie zum Vergleich der Diskrepanzen zwischen Ein- und Zweistufentests zur Bestimmung der Aktivität von EHL-FIX-Präparaten. Durch die Verwendung von identischen Testansätzen und -abläufen kann die Zahl der Störgrößen drastisch vermindert werden. Diese Studie unterstreicht erneut die Notwendigkeit der Standardisierung für die Quantifizierung von EHL-FIX-Präparaten.

albutrepenonacog alfa

eftrenonacog alfa

nonacog alfa

nonacog beta pegol

Actin FS

0,22 (0,16–0,30)

1,21 (1,02–1,44)

1,12 (0,98–1,28)

0,27 (0,16–0,44)

Actin FSL

0,33 (0,29–0,38)

0,97 (0,81–1,15)

1,21 (1,07–1,38)

0,39 (0,32–0,47)

Cephascreen

0,85 (0,77–0,95)

0,68 (0,54–0,86)

1,11 (0,97–1,28)

0,46 (0,38–0,56)

SynthaFax

0,98 (0,89–1,08)

1,34 (1,12–1,60)

0,82 (0,73–0,93)

1,06 (0,90–1,25)

aPTT SP

0,48 (0,44–0,53)

0,78 (0,69–0,87)

1,20 (1,07–1,35)

12,0 (6,83–21,0)

Cephen 5

0,30 (0,27–0,33)

0,65 (0,56–0,75)

1,13 (1,00–1,27)

0,21 (0,18–0,25)

Pathromtin SL

0,60 (0,56–0,64)

0,91 (0,79–1,04)

1,16 (1,08–1,24)

19,6 (12,1–32,0)

SynthaSil

0,44 (0,42–0,46)

1,20 (1,05–1,36)

1,57 (1,41–1,74)

0,47 (0,40–0,56)

Dapttin TC

0,30 (0,22–0,39)

1,88 (1,47–2,41)

1,68 (1,40–2,02)

0,38 (0,26–0,55)



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. November 2020

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