Osteologie 2021; 30(01): 65
DOI: 10.1055/s-0040-1722127
2. Abstracts

Differenzierung zwischen osteoporotischen und nicht-osteoporotischen inkompletten Berstungsfrakturen durch Analyse der Hinterkantenmorphologie

D Wähnert
1   Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Bielefeld
,
M Raschke
2   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster
,
T Vordemvenne
1   Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Bielefeld
› Author Affiliations
 

Einleitung Inkomplette Berstungsfrakturen (Typ A3 nach AO) erscheinen in jedem Patientenalter. Insbesondere bei Patienten ab dem 50 Lebensjahr ist die Existenz einer relevanten Osteoporose zu beachten, da diese das operative Vorgehen beeinflusst. Hinweise darauf geben der Traumamechanismus und die Frakturmorphologie. In der klinischen Erfahrung ist zusätzlich die unterschiedliche Morphologie des Hinterkantenfragmentes hinweisgebend auf die Knochenqualität. Osteoporotische Frakturen zeigen eher ein nach dorsal abgerundetes Hinterkantenfragment, nicht-osteoporotische Frakturen eher ein unverändert gewinkeltes Fragment. Ziel dieser Studie war es, eine Messmethode zu entwickeln, die es ermöglicht aus routine-CT-Daten die morphologischen Unterschiede des Hinterkantenfragmentes zu erfassen und damit präoperativ zwischen osteoporotischen und nicht-osteoporotischen Knochenverhältnissen zu differenzieren.

Methode 48 CT-Datensätze von Patienten mit inkompletter Berstungsfraktur (Typ AO A3) des thorakolumbalen Übergangs (TH 10 bis L2) wurden retrospektiv in zwei Gruppen unterteilt: 20 osteoporotische Frakturen (18 Frauen, 2 Männer, anamnestisch gesicherte Osteoporose) und 28 nicht-osteoporotische Frakturen (13 Frauen, 15 Männer). In der sagittalen Paramedian-Ebene wurde das Verhältnis der Hinterkantenvorwölbung zur kraniokaudalen Länge des abgesprengten Fragmentes analysiert. Dazu wurden der kranialste (A) und der kaudalste (B) Punkt des hinteren Kantenfragments mit einem Quadrat mit der Seitenlänge AB verbunden. Um das Bulging zu quantifizieren, wurde das Quadrat in vier gleiche Boxen geteilt. Anschließend wurde die Box, die das Bulging erreicht, identifiziert [Abb. 1]. Statistisch wurden der Chi-Quadrat-Test zur Identifikation signifikanter Unterschiede und die Vier-Felder-Tafel zur Ermittlung eines sinnvollen Cut-Off-Wertes eingesetzt.

Ergebnisse Es zeigte sind ein statistisch signifikanter Unterschied im Ausmaß des Bulging beim Vergleich von osteoporotischen und nicht-osteoporotischen Frakturen (p <0,001). Unter Verwendung von Box 2 als Grenzwert für eine osteoporotische Fraktur betrug die Sensitivität 100 %, die Spezifität 93 % und der positive Vorhersagewert (PPV) 90 %.

Diskussion Die Analyse des Hinterkanten-Bulging bei traumatischen Berstungsfrakturen ist eine einfache Methode und ermöglicht eine sichere Unterscheidung zwischen Frakturen osteoporotischer und nicht-osteoporotischer Knochenqualität.

Keywords inkomplette Berstung, Osteoporose, Hinterkantenfragment, Morphologie

Korrespondenzadresse Dirk Wähnert, Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Burgsteig 13, 33617 Bielefeld, Deutschland

E-Mail dirk.waehnert@evkb.de

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Abb. 1

Conflict of interest Berater und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Firma Biomech Innovations AG



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Article published online:
05 March 2021

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