Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2015; 9(04): 313-333
DOI: 10.1055/s-0041-100266
Unterer Gastrointestinaltrakt, Koloproktologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

P. Kienle
Kompetenzzentrum für Koloproktologie, Chirurgische Klinik Universitätsmedizin Mannheim
,
S. Post
Kompetenzzentrum für Koloproktologie, Chirurgische Klinik Universitätsmedizin Mannheim
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. August 2015 (online)

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Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen werden zunächst prinzipiell konservativ behandelt. Beim Morbus Crohn wird die Operationsindikation in der Regel nur bei Auftreten von Komplikationen (z. B. Stenose, Abszess, symptomatische Fisteln etc.) gestellt. Ausnahme ist der lokalisierte ileozäkale Befall, bei dem die primäre Operation als gleichwertig zur Eskalation der medikamentösen Therapie angesehen wird. Operationsprinzip ist die begrenzte, nicht radikale Chirurgie (sparsame Resektion bzw. Strikturoplastiken). Die minimalinvasive Operationstechnik zeigt klare Vorteile gegenüber der konventionellen Chirurgie im frühen postoperativen Verlauf. Die Colitis ulcerosa ist durch eine Proktokolektomie weitgehend heilbar. Die wichtigsten Operationsindikationen sind der chronisch therapierefraktäre Verlauf und die Entwicklung von intraepithelialen Neoplasien oder Karzinomen. Die restaurative Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage hat sich als Standardoperationsmethode durchgesetzt. Bei Sphinkterinsuffizienz, bei sehr tief sitzendem Rektumkarzinom oder bei explizitem Patientenwunsch kommt die totale Proktokolektomie mit endständigem Ileostoma zur Anwendung. Die subtotale Kolektomie mit Ileorektostomie ist in selektionierten Ausnahmefällen indiziert. Die Art der Anastomosenanlage (handgenäht versus Stapler) und die Notwendigkeit einer protektiven Ileostomaanlage nach Pouchanlage sind weiterhin in Diskussion. Die minimalinvasive Operationstechnik hat bei der Colitis ulcerosa Vorteile im frühen postoperativen Verlauf und hinsichtlich postoperativer Adhäsionen und dem Erhalt der weiblichen Fertilität.

Bei Patienten mit schlechtem Allgemein- und Ernährungszustand, unter immunsuppressiver Therapie (höherdosierte Steroide oder Anti-TNF-α-Antagonisten) und im Notfall sollte defensiv operiert werden (protektive Stomaanlage oder keine Anastomosenanlage bei Morbus Crohn, dreizeitiges Vorgehen bei der Colitis ulcerosa).