PPH 2015; 21(04): 214-215
DOI: 10.1055/s-0041-103366
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Publication Date:
23 July 2015 (online)

TRAININGSPROGRAMM „LERN VON MIR“

Mehr Verständnis für Patienten mit Demenz

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Die Herausgeber und Projektbeteiligten beim offiziellen Start von „Lern von mir“ (von links): Dr. Bernd Meißnest, Gerontopsychiatrie-Chefarzt des LWL-Klinikums Gütersloh, Dipl.-Päd. Maren Baumeister, Evangelisches Krankenhaus Bielefeld sowie Dr. Rüdiger Noelle und Prof. Dr. Michael Löhr von der FHdD. (Foto: Paul Schulz)

Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 25 Prozent aller Krankenhauspatienten eine Demenz haben. Auf diese Situation reagiert die Fachhochschule der Diakonie (FHdD) in Bielefeld mit dem Trainingsprogramm „Lern von mir“. Das Programm soll Mitarbeitern in Akutkrankenhäusern den Umgang mit Patienten mit Demenz erleichtern.

Im Krankenhaus zu sein, kann für jeden Menschen eine beunruhigende und verwirrende Situation sein. Für Menschen mit Demenz ist ein Aufenthalt in einem Akutkrankenhaus aber besonders problematisch. Die Betroffenen verlieren in der ungewohnten Umgebung oft die Orientierung und haben Angst. Sie sind kognitiv eingeschränkt, können sich nicht eindeutig mitteilen oder zeigen schwierige Verhaltensweisen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Allgemeinkrankenhäusern sind mit solchen Situationen und im Umgang mit demenzkranken Menschen häufig überfordert – auch weil ihnen das nötige Wissen und Verständnis für diese Erkrankung fehlt. „Menschen mit Demenz passen nicht in die streng geregelten Abläufe in Allgemeinkrankenhäusern. Es kommt zwangsläufig zu Problemen“, sagt Professor Dr. Michael Löhr vom Lehrstuhl Psychiatrische Pflege an der FHdD.

Diese Probleme haben oft direkte Folgen für die Behandlung und Heilung von Patienten mit Demenz. Es gilt als erwiesen, dass Krankenhauspatienten mit Demenz häufiger an mangelnder Ernährung oder Flüssigkeitsversorgung leiden, ein Delir entwickeln, unzureichend mit Schmerzmitteln versorgt werden oder längere Krankenhausaufenthalte haben, als Patienten ohne diese Grunderkrankung. „Das Trainingsprogramm ,Lern von mir‘ soll Mitarbeitern in Akutkrankenhäusern helfen, zu verstehen was eine Demenz bedeutet. Und es soll die Unterstützung der Betroffenen erleichtern und verbessern“, erklärt Löhr.

Entwickelt wurde das Programm von John Keady, Professor für Gerontopsychiatrische Pflege an der Universität von Manchester. Ein Team der FHdD hat das Programm in einem zweijährigen Projekt unter der Leitung von Löhr für den deutschsprachigen Raum übersetzt. Denn der Bedarf für die Trainingsmaterialien ist erheblich: In Deutschland leben gegenwärtig mehr als 1,4 Millionen Demenzkranke – Tendenz steigend. Für das Jahr 2050 werden drei Millionen Erkrankte erwartet.

Das Programm bietet unkomplizierte und umsetzbare Vorschläge für die Pflege von Menschen mit Demenz in Allgemeinkrankenhäusern. „Dabei geht es um eine sinnvolle und praxisnahe Verknüpfung von Psychiatrie und Somatik auf diesem Gebiet“, sagt Löhr. Die Materialien bestehen aus sechs Trainingsmodulen. In allen Modulen spielen Menschen mit Demenz als Experten in eigener Sache eine zentrale Rolle. Sie berichten teilweise in Videos über ihre Erkrankung und ihre Erfahrungen in Krankenhäusern.

Das Trainingsprogramm kann kostenlos im Internet unter www.lernvonmir.fh-diakonie.de heruntergeladen werden. Gefördert wird das Projekt von dem LWL-Klinikum Gütersloh sowie der Robert-Bosch-Stiftung und wird maßgeblich unterstützt von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Ev. Krankenhaus Bielefeld.

Quelle: FHdD Bielefeld