PPH 2015; 21(05): 262-263
DOI: 10.1055/s-0041-103966
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Publikationsdatum:
22. September 2015 (online)

Placeboeffekte bei Altersdepressionen

Ältere Menschen mit einer depressiven Störung sprechen bei einer Behandlung mit Medikamenten stark auf Placebo an. Der Schweregrad ihrer Depression hat dabei keinen Einfluss – ganz im Unterschied zu Patienten im Erwachsenenalter.

Das zeigt eine Meta-Analyse verschiedener Studien mit über 5700 Patienten, die Forschende der Universität Basel mit internationalen Kollegen im Fachmagazin Journal of Affective Disorders veröffentlicht haben.

Die Altersdepression ist die meistverbreitete psychische Störung bei älteren Menschen. Sie hat einen stark negativen Einfluss auf die Lebensqualität und Funktionsfähigkeit sowie den Verlauf von körperlichen Erkrankungen. Richtlinien zur Behandlung empfehlen neben psychotherapeutischen Interventionen neuere Antidepressiva.

Bei Erwachsenen lassen sich laut bisherigen Studien gewisse Vorteile der Antidepressiva gegenüber Placebobehandlungen nachweisen. Die Effekte sind aber moderat und werden von der Schwere der ursprünglichen depressiven Symptomatik bestimmt: Stark depressive Erwachsene sprechen stärker auf Medikamente im Vergleich zum Placebo an. Wie sich bei älteren Patienten der Schweregrad der Depression auf die Placeboeffekte auswirkt, haben nun Forscher von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel erforscht.

Zusammen mit Kollegen der Harvard Medical School analysierten sie die Daten von 19 Studien, die insgesamt 5737 ältere Menschen ab 55 Jahren untersucht hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass hier bei der Behandlung große und klinische bedeutsame Placeboeffekte beobachtet werden können. Diese sind bei der Altersdepression nicht vom ursprünglichen Schweregrad der Depression abhängig.

Die Autoren gehen aufgrund ihrer Analyse davon aus, dass bei einer medikamentösen Behandlung von altersdepressiven Patienten vor allem die psychosoziale Unterstützung einen hohen Anteil des Placeboeffekts erklärt – und damit auch der Behandlungsreaktion. Diese Erkenntnis sei besonders wichtig für die Behandlung älterer Personen mit depressiven Störungen. Bedeutsam seien hier die persönliche Zuwendung und die subjektive Plausibilität der Behandlung – und zwar unabhängig vom Schwergrad der Depression, so die Forscher.

Quelle: Universität Basel