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DOI: 10.1055/s-0041-105101
Theoretische Phytotherapie − Vorschlag einer Konzeptionalisierung
Publication History
Publication Date:
15 October 2015 (online)
Die Situation der Phytotherapie bzw. herbal medicine ist weltweit terminologisch, regulatorisch und wissenschaftlich recht uneinheitlich. Schon innerhalb des deutschen Sprachraums gibt es widersprüchliche Definitionen und Vorstellungen. Immerhin sind die meisten Vertreter der Ansicht, dass es sich bei Phytotherapie um die Anwendung von solchen Zubereitungen zu medizinischen Zwecken handelt, die typischerweise eine Vielzahl an pflanzen- bzw. drogenspezifischen Stoffen enthalten. Aus Pflanzen isolierte Stoffe (wie z. B. Atropin) gehören demnach keineswegs zur Phytotherapie, unabhängig davon, ob sie durch Isolation aus der Pflanze (Atropa belladonna) oder durch Partial- oder Neusynthese hergestellt wurden.
Die Komplexität einer pflanzlichen Zubereitung mit bis über 100 000 Einzelstoffen ist eine besondere Herausforderung nicht nur für die Analytik, Herstellung und Qualitätssicherung. Eine Sonderstellung gegenüber chemisch definierten Einzelsubstanzen ist durchaus zu rechtfertigen, die insbesondere darin eine pragmatische Vorgehensweise erfährt, dass eine Zubereitung aus einer einzigen Pflanze regulatorisch als ein einziger Wirkstoff betrachtet wird. Bei diesem pragmatischen Vorgehen ergeben sich weitere naheliegende Konventionen wie
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die Bezugnahme auf die Drogenmenge bei der Dosierung pflanzlicher Zubereitungen (z. B. das Konzept „Phytoäquivalenz“) oder
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eine Bezugnahme auf Prozesse bei der Verarbeitung von Extrakten, wobei Letztere oft mit Standardisierung bzw. sogar Normierung auf Leitsubstanzen kombiniert werden.
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Literatur
- 1 Uehleke B, Frank B, Reinhard E. Bewertung und Vergleich von Phytopharmaka − Einführung des Begriffs „Phytoäquivalenz“. Dtsch Apoth Ztg 1994; 134: 1772-1774