Zentralbl Chir 2016; 141(06): 654-659
DOI: 10.1055/s-0041-107433
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Standardisierung der Initialbehandlung von Schwerbrandverletzten: Die notwendige Übertragung von Konzepten aus der Schwerverletztenversorgung

Standardisation of the Initial Treatment of Severely Burned Patients: The Necessary Transfer of Concepts from Trauma Care
M. Münzberg
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Luftrettungszentrum Rettungshubschrauber Christoph 5, Klinik für Unfallchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
,
T. Harbers
2   Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
,
U. Kneser
2   Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
,
P. A. Grützner
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Luftrettungszentrum Rettungshubschrauber Christoph 5, Klinik für Unfallchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
,
B. Reichert
3   Universitätsklinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg, Deutschland
,
T. Kremer
2   Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
,
C. G. Wölfl
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Luftrettungszentrum Rettungshubschrauber Christoph 5, Klinik für Unfallchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
,
J. Horter
2   Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
,
C. Hirche
2   Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Dezember 2015 (online)

Zusammenfassung

Die Initialtherapie schwerbrandverletzter Patienten bedeutet sowohl für die Erstbehandler im Rettungsdienst als auch für die erstbehandelnden Ärzte außerhalb von Schwerbrandverletztenzentren weiterhin eine immense Herausforderung. Die Ursachen hierfür sind die geringen Fallzahlen in den Industrieländern sowie ein fehlendes Ausbildungskonzept für die spezifischen Aspekte der Initialtherapie Schwerbrandverletzter. Aufgrund von Leitlinien mit begrenzter Evidenz (S1, S2k) und fehlender strukturierter Behandlungsansätze werden weiterhin Unsicherheiten bez. der Initialtherapie sichtbar. Auch innerhalb der Fachgesellschaften sowie im internationalen Vergleich verbleiben kontroverse Aspekte. Dem gegenüber steht eine optimierte und standardisierte Vorgehensweise für die Schwerverletztenversorgung, angelehnt an PHTLS® (Pre Hospital Trauma Life Support) für die präklinische und ATLS® (Advanced Trauma Life Support) für die innerklinische Erstversorgung. Dieser Artikel soll eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Versorgungsstruktur und der diesbezüglichen Evidenz zur Initialtherapie von Schwerbrandverletzten aufzeigen und die mögliche Übertragung und Weiterentwicklung von Konzepten für die Erstversorgung durch alle beteiligten Disziplinen herleiten. Neun essenzielle Schritte in der Erstversorgung werden aufgezeigt und bewertet. Die Notwendigkeit der Einführung eines einheitlichen Behandlungsalgorithmus wird verdeutlicht. Der vorgestellte Behandlungsalgorithmus adressiert alle Ersthelfer, die in den ersten 24 Stunden außerhalb von Schwerbrandverletztenzentren mit der Initialtherapie konfrontiert sind. Er bietet als wesentlichen neuen Aspekt eine Übertragung und Anpassung von Konzepten aus der Schwerverletztenversorgung zur Standardisierung der Schwerbrandverletztenversorgung.

Abstract

The initial treatment of severely burned patients remains a huge challenge for first responders in emergency services as well as emergency doctors who do not work in a centre for severe burn injuries. The reason for this is the low number of cases in developed countries and a lack of training concepts for the specific aspects of the initial treatment of severe burn injuries. Because of guidelines with limited evidence (S1, S2k) and a lack of structured treatment approaches, uncertainties with respect to initial treatment are still visible. Even within the professional societies and on international comparison, controversial aspects remain. In contrast, optimised and standardised procedures are available for the treatment of severely injured (trauma) patients, based on PHTLS® (Pre Hospital Trauma Life Support) for preclinical and ATLS® (Advanced Trauma Life Support) for in-hospital first aid. This article takes stock of the current structure of care and the relevant evidence for the initial treatment of severe burns. Also it discusses a possible transfer and further development of concepts for primary trauma care by all disciplines involved. Nine essential steps in the primary care of burned patients are identified and evaluated. The need for the introduction of a uniform treatment algorithm is illustrated. The treatment algorithm presented in this article addresses all first responders who are faced with initial treatment in the first 24 hours outside of burn centres. As an essential, new aspect, it offers a transfer and adaptation of concepts from trauma care to standardise the care of severely burned patients.