Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(06): 389-393
DOI: 10.1055/s-0041-108083
Dossier
Palliativmedizin und Sterbebegleitung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sterbehilfe: juristische Grundlagen

Legal basics in palliative care
Wolfgang Putz
1   Putz-Sessel-Steldinger-Kanzlei für Medizinrecht in München
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Publikationsdatum:
16. März 2016 (online)

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Zusammenfassung

Das Recht am Lebensende steht nach dem deutschen Medizinrecht auf zwei Säulen, dem medizinischen Facharztstandard und der Patientenautonomie. Auch in der Palliativphase bedarf es für jede – auch lebenserhaltende – Behandlung einer auf dem Facharztstandard beruhenden Indikationsstellung (Therapiezielbestimmung) und kumulativ dazu des entsprechenden Patientenwillens. Letzterer ist das „suprema lex“, so dass auch indizierte Maßnahmen unterbleiben oder beendet werden müssen, wenn diese der Patient nicht zulässt. Der Arzt muss Symptome bestmöglich behandeln. Dazu gehören auch die palliative Sedierung oder die Inkaufnahme von Lebenszeitverkürzung bei gebotener (indizierter) palliativer Medikation im Sterbeprozess. Verboten ist die aktive Tötung des Patienten, um dessen Leid abzukürzen, und die Suizidbeihilfe, wenn sie nicht freiverantwortlichen und wohlerwogen handelnden Suizidenten gewährt oder aber geschäftsmäßig geleistet wird, mit Ausnahmen für Angehörige und nahestehende Personen.

Abstract

The German legal framework concerning end of life decisions is based on two pillars: the medical standards and the patient‘s autonomy. Every medical treatment, including life-saving and palliative measures, requires medical indication and, crucially, the patient‘s consent. Without the patient‘s consent even medically indicated treatment is prohibited.

In other cases, complying with the patient‘s wishes, doctors have to treat symptoms the best they can. This includes palliative sedation accepting that the indicated medication may shorten life.

It is prohibited to actively kill a patient to shorten his suffering. Assisting a suicide is only permitted if the suicide decision is made freely and on the patient‘s own responsibility. Businesslike suicide assistance is prohibited.