Suchttherapie 2016; 17(01): 17-21
DOI: 10.1055/s-0041-111253
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Konsummotive bei Stimulanzienkonsum

Ein Vergleich von Amphetamin- und MethamphetaminkonsumentenMotives for Illicit Stimulant UseA Comparison of Amphetamine and Methamphetamine Users
S. Milin
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg
,
C. Kleinau
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg
,
T. Lüdorf
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg
,
A. Lotzin
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg
,
P. Degkwitz
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg
,
U. Verthein
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg
,
I. Schäfer
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg
2   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Februar 2016 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Ermittlung und Vergleich von Konsummotiven bei Personen, die Amphetamin bzw. Methamphetamin konsumieren.

Methoden: Anhand einer Literaturrecherche und einer zusätzlichen Expertenbefragung wurde ein Fragebogen entwickelt, der 145 Patienten in ambulanter und stationärer Behandlung sowie 247 Personen über das Internet vorgelegt wurde. Diese wiesen in den zurückliegenden 12 Monaten einen Amphetaminkonsum auf (N=205) oder konsumierten (teilweise zusätzlich zu Amphetamin) auch Methamphetamin (N=187).

Ergebnisse: Während freizeit- und genussbezogene Motive bei allen Befragten eine große Rolle spielten, wurden von der Methamphetamingruppe auffallend häufig weitere Motive berichtet, etwa der Konsum zur Tagesstrukturierung (39,0%), zur Unterdrückung von Albträumen (14,4%), zur Selbstbehandlung von Störungen (36,9%) sowie um Sexualität überhaupt möglich zu machen (18,7%).

Schlussfolgerung: Bei Personen, die Methamphetamin konsumieren, scheint im Vergleich zu Amphetamin ein breiteres Spektrum von Konsummotiven eine Rolle zu spielen. Hierbei handelt es sich teilweise um Motive, die mit dem Funktionsniveau im Alltag sowie mit psychischen Belastungen in Zusammenhang zu stehen scheinen. Eine sorgfältige Analyse der vielfältigen und komplexen Konsummotive bei Stimulanzienkonsumenten könnte dazu beitragen, therapeutische und präventive Interventionen optimal auf deren individuelle Bedürfnisse abzustimmen.

Abstract

Objectives: The present research examines motives for stimulant use. In this study we compared a group of amphetamine users to a second group that predominantly used methamphetamine.

Methods: Based on a literature review and expert interviews a questionnaire was developed that was administered to 145 patients of counseling and treatment facilities, as well as to 247 participants that were recruited over the internet. The sample consisted of 205 amphetamine users and 187 individuals that (additionally) used methamphetamine within the last year.

Results: Recreational and pleasure related motives were relevant for both amphetamine and methamphetamine users. The latter frequently reported additional motives such as structuring the day (39.0%), suppressing nightmares (14.4%), self-medication (36.9%) and enabling sexual activities (18.7%).

Conclusions: A particularly broad spectrum of motives was detected in methamphetamine users. These partially concerned everyday functioning or were associated with psychological stress or mental disorders. A thorough analysis of the diverse and complex motives could contribute to a better adjustment of therapeutic interventions for the patients’ individual needs.