Klinische Neurophysiologie 2016; 47(01): 33-39
DOI: 10.1055/s-0041-111361
Originalia
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evozierte Potenziale (Somatosensibel-, frühe akustisch evozierte Potenziale; SEP, FAEP) zum Irreversibilitätsnachweis der klinischen Ausfallssymptome des Gehirns

Evoked Potentials (Somatosensory, Early Auditory Evoked Potentials; SEP EAEP) as Evidence for Irreversibility of Clinical Symptoms of Brain Failure
H. Buchner
1   Klinik für Neurologie und Klin. Neurophysiologie, Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen, Recklinghausen
,
F. Klinker
2   Klinik für Neurophysiologie, Georg-August-Universität, Göttingen
,
E. Kunesch
3   Neurologische Klinik, Bezirksklinikum Mainkofen, Deggendorf
,
K. Scheglmann
4   Klinik für Neurologie, St. Augustinus Krankenhaus gGmbH, Düren
,
D. Weise
5   Klinik für Neurologie, Klinikum Augsburg, Augsburg
,
V. Milnik
6   Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Januar 2016 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die vierte Fortschreibung der Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms, bestätigen die Bedeutung der somatosensorisch evozierten Potenziale (SEP) und der frühen akustisch evozierten Potenziale (FAEP) zum Irreversibilitätsnachweis. Der Beitrag stellt die Reliabilität und Validität der elektrophysiologischen Diagnostik dar, bespricht die Änderungen in der 4. Fassung der Richtlinien und stellt Probleme und Fehlerquellen in der praktischen Anwendung vor.

Die FAEP sind nur in seriellen Untersuchungen oder in den seltenen Fällen einer erhaltenden Welle I oder erhaltenen Welle I und II belegend für die Irreversibilität eines Hirntodsyndroms. Oft ist eine Untersuchung nicht zuverlässig möglich wegen bestehender Schallleitungsstörungen oder des Ausfalls aller Potenziale schon vor Eintritt des klinischen Hirntodsyndroms. Die AEP tragen deshalb nur in wenigen Fällen zum Nachweis des Irreversiblen Ausfalls des gesamten Gehirns bei, können aber, wenn sie erhalten sind, ein Hirntodsyndrom ausschließen.

Die N. medianus-SEP sind sehr zuverlässig ableitbar, technisch einfach und mit wenigen Fehlerquellen. Es ist keine serielle Untersuchung erforderlich und der Zeitaufwand für die Ableitung gering.

Abstract

The fourth update of the rules of the procedure to determine the final, non-recoverable failure of the overall function of the cerebrum, the cerebellum and the brain stem, confirms the importance of somatosensory evoked potentials (SEP) and the early auditory evoked potentials (EAEP) for determination of irreversibility. This paper addresses the reliability and validity of the electrophysiological diagnosis, discusses the changes in the 4th version of the guidelines and shows up problems and sources of error in the practical application.

The EAEP are valid for the irreversibility of brain death syndrome only in serial examinations or in the rare cases of sustaining wave I or wave I and II. Often an investigation is not reliable due to possible existing sound conduction disturbances or failure of all potentials before entering the clinical brain death syndrome. We therefore use the EAEP only in exceptional cases.

The median nerve SEP are reliably derivable, technically simple and with few errors. There is no serial investigation required and the time required for deriving is low.