Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2021; 18(02): e17
DOI: 10.1055/s-0041-1730175
Abstracts
Senologie

Operative Therapie einer Mastitis puerperalis mit Nachweis von Panton-Valentin Leukozidin-bildendem Staphylococcus aureus (PVL-SA) - ein Fallbericht

F Heinemann
1   Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, München, Deutschland
,
E Klein
1   Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, München, Deutschland
,
M Kiechle
1   Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, München, Deutschland
,
S Paepke
1   Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, München, Deutschland
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Hintergrund Eine Mastitis puerperalis tritt bei ca. 20 % der stillenden Frauen postpartal auf und wird meist durch Staphylococcus aureus (SA) verursacht. Das Toxin Panton-Valentin Leukozidin wird von einigen SA Stämmen produziert (PVL-SA). Es wurde als Pathogenitätsfaktor im Zusammenhang mit rezidivierenden Haut- und Weichteilinfektionen, Abszessbildungen und nekrotisierenden Pneumonien beschrieben. Als Erreger einer Mastitis ist PVL-SA relativ unbekannt, weshalb Kenntnisse zur Diagnostik und Therapie fehlen. Der folgende Fall verdeutlicht die Notwendigkeit einer radikalen operativen Therapie einer PVL-SA assoziierten Mastitis.

Kasuistik Eine 36-jährige Primipara wurde im Zustand nach Spontanpartus vor vier Wochen mit einer Mastitis puerperalis linksseitig, bis zu 40°C Fieber sowie sonographisch beginnender Abszedierung aufgenommen. Die Patientin erhielt bereits seit vier Tagen Flucloxacillin per os und führte eine Eradikationstherapie bei Nachweis von PVL-SA in der Muttermilch durch. Anamnestisch war das Neugeborene aufgrund eines Panaritiums mit dem gleichen Erreger stationär behandelt worden. Die antibiotische Therapie wurde resistenzgerecht mit Unacid erweitert und nach 48 Stunden bei weiterhin bestehender Klinik auf Piperacillin/Tazobactam und Clindamycin umgestellt. Am zweiten stationären Tag wurde eine Abszessspaltung durchgeführt. Bei zunehmender Rötung und beginnend nekrotischem Hautareal um die Stichinzision erfolgte am fünften Tag eine radikale Segmentexzision mit Hautspindel. Die Wunde wurde nicht verschlossen und täglich gespült. Bei klinisch und laborchemisch rückläufigen Infektparametern wurde die Wunde am achten Tag sekundär verschlossen. Zwei Wochen nach Wundverschluss zeigte sich ein kosmetisch zufriedenstellendes Ergebnis.

Schlussfolgerung Eine PVL-SA verursachte Mastitis puerperalis kann zu einer ausgeprägten Abszedierung führen, die neben der resistenzgerechten antibiotischen Therapie eine radikale operative Sanierung zur lokalen Infektionskontrolle notwendig macht.



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Article published online:
01 June 2021

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