Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e32
DOI: 10.1055/s-0041-1730772
Abstracts
MGFG

T –Zell Lymphom in der Schwangerschaft

B Leka
DRK Krankenhaus Chemnitz Rabenstein, Chemnitz, Deutschland
,
E Gusenbauer
DRK Krankenhaus Chemnitz Rabenstein, Chemnitz, Deutschland
,
J Schnabel
DRK Krankenhaus Chemnitz Rabenstein, Chemnitz, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einführung In den letzten Jahren ist eine zunehmende Inzidenz von Karzinomen während der Schwangerschaft zu beobachten. Dabei sind Non-Hodgkin-Lymphome in der Schwangerschaft ungewöhnlich, mit einer Inzidenz von 0,8 auf 100 000 Schwangerschaften.

Fallbericht Wir beschreiben den Fall einer 31-jährigen Patientin Gravida II, Para 0 mit Geminigravidität (dichorial/diamnial, Schädellage/Beckenendlage) welche in der 25. SSW wegen rechtseitiger Leistenschmerzen zum Ausschluss einer Thrombose in der internistischen Abteilung vorgestellt wurde.

Drei Tage später erfolgte die erneute Vorstellung mit linksseitigen Oberbauchbeschwerden und Fieber in unserer Abteilung. Bei der Aufnahmeuntersuchung sahen wir eine zeitgerecht entwickelte Geminigravidität. Bei weiterbestehendem Fieber begannen wir mit der umfassenden Diagnostik. Die mikrobiologischen und infektserologischen Befunde erbrachten keinerlei pathologische Befunde, ebenso waren die Röntgen-Thorax-Untersuchung und die Echokardiografie unauffällig.

Auffällig war jedoch rechtsinguinal eine persistierende, dolente und derbe Lymphknotenschwellung. Trotz Ausweitung der Antibiose fieberte die Patientin weiter, gab zudem starkes nächtliches Schwitzen an (B-Symptomatik), sodass wir uns zur Lymphknotenentnahme entschlossen. Hierbei fand sich ein großzelliges anaplastisches T-Zell-Lymphom, ALK1-positiv. In gemeinsamer Absprache mit der hämatologischen Klinik wurde mit einer Prednisolon-Therapie begonnen, darunter zeigte sich eine deutliche Beschwerdebesserung der B-Symptomatik und Stabilisierung der Laborwerte.

Im Konsens mit Onkologen und Neonatologen erfolgte die Prolongation der Schwangerschaft bis in die 31/0 SSW und die Patientin wurde nach erfolgter ANS-Prophylaxe per Sectio cesarea entbunden (Kind 1: 1450 g APGAR 7/8/9 NS-pH 7,43; Kind 2: 1700 g APGAR 7/6/7 NS-pH 7,32).

Die Patientin wurde am 7. postpartalen Tag entlassen und in der Hämatologie vorgestellt, wo die Chemotherapie nach CHOEP-14-Schema (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Etoposid, Prednisolon) begonnen und die Stammzellapherese geplant wurde.

Methodik Fallbeschreibung einer Patientin und elektronische Literaturrecherche zu weiteren publizierten Falldarstellungen.

Fazit Die Verläufe der Erkrankung in der Schwangerschaft sind meist aggressiv mit teilweise atypischer Lokalisation. Die Diagnostik erfolgt häufig erst in fortgeschrittenen Stadien. Eine direkte ungünstige Beeinflussung der Erkrankung durch die Schwangerschaft ist bisher nicht erwiesen. Wichtig ist die engmaschige Zusammenarbeit der Onkologen, Neonatologen und Geburtshelfer um den möglichst günstigsten Zeitpunkt der Entbindung bzw. den Therapiebeginn festzulegen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Juni 2021

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