Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e35-e36
DOI: 10.1055/s-0041-1730780
Abstracts
MGFG

Blutung im 1. Trimenon: Implantation einer Schwangerschaft in der Sectionarbe – ein Fallbericht –

F Trefflich
Sana Kliniken Leipziger Land, Borna, Deutschland
,
J Einenkel
Sana Kliniken Leipziger Land, Borna, Deutschland
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Einleitung Extrauteringraviditäten stellen mit einer Inzidenz von etwa 2% aller Schwangerschaften eine häufige Komplikation dar. Bis zu 6% der schwangerschaftsbedingten Mortalität basieren nach wie vor auf dieser Diagnose. Meist handelt es sich um ektope Schwangerschaften im Bereich der Eileiter (96%). Bei weltweit steigenden Sectioraten kommt es vermehrt auch zu selteneren ektopen Schwangerschaften, wie z.B. der Narbenschwangerschaft.

Falldarstellung Eine 41jährige VII.Gravida/III. Para stellte sich in der 7. SSW aufgrund von Blutungen über unsere Notfallambulanz vor. Sonographisch stellte sich eine vitale Einlingsschwangerschaft dar, welche im Bereich der Sectionarbe implantiert war. Mit der Patientin wurde der Schwangerschaftsabbruch mittels Saugkürettage vereinbart. Die Operation konnte zunächst unkompliziert durchgeführt werden. Bei im Verlauf ansteigenden ßHCG-Werten wurde der Verdacht auf Persistenz vitaler Trophoblastzellen gestellt und die Single-Dose Gabe von Methotrexat mit der Patientin besprochen. Darunter kam es laborchemisch und sonographisch zu einem Rückgang der Schwangerschaft. Bei bestehendem Kinderwunsch wurde im Verlauf die Rekonstruktion der Uterotomie mit der Patientin diskutiert und durchgeführt.

Ein Jahr später stellte sich die Patientin erneut mit Blutungen in der Frühschwangerschaft vor. Zu diesem Zeitpunkt konnte sonographisch eine intakte Einlingsschwangerschaft mit korrekter Lokalisation im Fundus uteri nachgewiesen werden. Aufgrund von Blutungen in der 30,3. Schwangerschaftswoche erfolgte die Wiedervorstellung in unserer Klinik. Sonographisch wurde der Verdacht auf eine lokalisierte Plazentaimplantationsstörung gestellt. Bezüglich des Entbindungsmodus wurden verschiedene Optionen mit der Patientin besprochen, wobei Sie sich für eine Sectio Caesarea per Pfannenstiellaparotomie und anschließende Resektion des fehlimplantierten Plazentabereichs, sowie Rekonstruktion des Uterus (ausdrücklicher Wunsch des Organerhalts) entschied.

Die primäre Sectio wurde in der 38. SSW durchgeführt. Intraoperativ zeigte sich nach Eröffnung des Abdomens kein Anhalt für eine Plazenta percreta, sodass die Sectio nach Misgav-Ladach weitergeführt wurde. Es erfolgte die komplikationslose Entwicklung eines männlichen Neugeborenen (3730g, Apgar 09/10/10, Na-pH: 7,34). Nach Uterotomie kam es sofort zu einer starken Blutung aus dem unteren Uterinsegment. Der Befund war vereinbar mit einem ca. 4x4 cm großen Areal einer Plazenta accreta im Narbenbereich.

Zusammenfassung Narbenschwangerschaften bestehen bei ca. 1/2000 Schwangerschaften, mit steigender Inzidenz aufgrund weltweit steigender Sectioraten. Eine Schwangerschaftsbeendigung ist empfohlen um eine Uterusruptur mit konsekutiver hoher maternaler Morbidität und potentieller Mortalität zu vermeiden. Die frühzeitige sonographische Diagnostik ist dabei von großer Bedeutung und sollte bei Sectiones in der Anamnese der Patientin mit besonderer Sorgfalt durchgeführt werden.



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Article published online:
01 June 2021

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