Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e42-e43
DOI: 10.1055/s-0041-1730800
Abstracts
MGFG

Prognostische Bedeutung des histologischen Subtyps beim Zervixkarzinom – neue Antworten auf eine alte Frage

B Wolf
1   Universitätsfrauenklinik Leipzig
,
LC Horn
2   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
B Aktas
1   Universitätsfrauenklinik Leipzig
,
N Dornhöfer
1   Universitätsfrauenklinik Leipzig
› Author Affiliations
 

Hintergrund Der prognostische Einfluss des histologischen Subtyps (Adenokarzinom oder Plattenepithelkarzinom) beim Zervixkarzinom ist unklar. In den meisten Studien weisen Adenokarzinome ein höheres Risiko für regionale Lymphknoten- und Fernmetastasen auf, und sind mit einer schlechteren Prognose assoziiert als Plattenepithelkarzinom (PEC). Komplizierend kommt hinzu, dass in vielen Studien insbesondere bei fortgeschrittenen Zervixkarzinomen eine primäre Radio-Chemotherapie durchgeführt wurde, und somit keine pathologische Evaluation der Hysterektomie- und Lymphknotenpräparate erfolgte.

Methoden Für diese Analyse wurden retrospektiv Patientinnen identifiziert, welche im Zeitraum zwischen 01/2009 und 06/2017 an der Universitätsfrauenklinik Leipzig aufgrund eines Zervixkarzinoms im Rahmen der MMR-Studie (MMR: Mesometriale Resektion) operativ behandelt wurden. Eingeschlossen wurden alle Patientinnen mit einem Adeno- oder Plattenepithelkarzinom. Untersuchung wurde, ob es Unterschiede hinsichtlich Alter, Tumorgröße, Tumorstadium, Lymphknotenbefall und Grading, sowie hinsichtlich Korpusinfiltration und Ovarialmetastasen gab. Im Anschluss wurde mittels Kaplan-Meier-Kurven und Cox-Regressionsmodellen berechnet, inwiefern der histologische Subtyp Auswirkung auf das krankheitsspezifische Überleben (DSS) hat. In Subgruppenanalysen wurde der Einfluss weiterer Risikofaktoren auf das Überleben in Abhängigkeit des histologischen Subtyps untersucht.

Ergebnisse Es wurden 472 Patientinnen identifiziert und eingeschlossen. 370 Hatten ein Plattenepithel- und 102 ein Adenokarzinom. Patientinnen mit Plattenepithelkarzinom hatten im Median größere Tumoren (34 mm [IQR 20-45] vs. 25 mm [IQR 15-40], p=0,005), häufiger Lymphgefäßinfiltration (73,2% vs. 47,1%, p<0,0001) und Lymphknotenmetastasen (33,0% vs. 19,6%, p=0,013) und wiesen häufiger eine parametrane Infiltration auf (34,1% vs. 20,6%, p=0,003). Adenokarzinome waren häufiger mit Ovarialmetastasen assoziiert (2% vs. 0%, p=0,046) und besser differenziert (G1, 38,2% vs. 8,4%, p<0,0001). Hinsichtlich adjuvanter Chemotherapie und Korpusinfiltration ergab sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Das DSS unterschied sich nicht zwischen den histologischen Subgruppen (5-Jahres DSS 89,6 vs. 90%, Hazard Ratio [HR] 0,98 (0,49 – 1,98), p=1). Im Gegensatz zum Plattenepithelkarzinom zeigte sich beim Adenokarzinom eine statistisch signifikant schlechtere Prognose für Patientinnen mit einem Alter > 44 Jahren (5-Jahres DSS 82,5% vs. 95,7%, HR 5,4 (1,15 – 25,5), p=0,02).

Zusammenfassung In dieser Analyse, welche eine große Zahl fortgeschrittener Tumoren umfasst, wiesen Plattenepithelkarzinome signifikant häufiger traditionelle Risikofaktoren auf, das 5-Jahresüberleben unterschied sich jedoch nicht zwischen den histologischen Subtypen. Im Gegensatz zu Plattenepithelkarzinomen zeigte sich bei Adenokarzinomen ein signifikanter Einfluss des Patientinnenalters auf die Prognose.



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Article published online:
01 June 2021

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