Zeitschrift für Phytotherapie 2021; 42(S 01): S11-S12
DOI: 10.1055/s-0041-1731480
Vorträge

Das pharmazeutische Oleoresin Labdanum aus Cistus creticus L. hat in vitro einen ausgeprägten antiviralen Effekt gegen das Dengue-Virus

K Kuchta
1   Forschungsstelle für Fernöstliche Medizin, Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
NH Tung
2   Department of Pharmacognosy, Graduate School of Pharmaceutical Sciences, Nagasaki International University, Nagasaki, Japan
,
T Ohta
2   Department of Pharmacognosy, Graduate School of Pharmaceutical Sciences, Nagasaki International University, Nagasaki, Japan
,
T Uto
2   Department of Pharmacognosy, Graduate School of Pharmaceutical Sciences, Nagasaki International University, Nagasaki, Japan
,
M Raekiansyah
3   Department of Virology, Institute of Tropical Medicine, Nagasaki University, Nagasaki, Japan
,
K Grötzinger
4   Institut für Pharmazie, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
H Rausch
5   Phytochem Referenzsubstanzen, Neu-Ulm, Deutschland
,
Y Shoyama
2   Department of Pharmacognosy, Graduate School of Pharmaceutical Sciences, Nagasaki International University, Nagasaki, Japan
,
HW Rauwald
4   Institut für Pharmazie, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
K Morita
3   Department of Virology, Institute of Tropical Medicine, Nagasaki University, Nagasaki, Japan
› Author Affiliations
 

Hintergrund Dengue-Fieber ist für jährlich ca. 20.000 Todesfälle verantwortlich, ein wirksames Chemotherapeutikum steht nicht zur Verfügung. Das Oleoresin Labdanum von Cistus creticus L. ist im Mittelmeerraum seit der Antike als antiinfektiöse Droge etabliert.

Methodik Eine Reihe von Extrakten und Fraktionen von Labdanum – standardisiert auf Labdan-Typ Diterpene über GC-MS – wurde auf ihre Aktivität gegen das Dengue-Virus (DENV-2 Stamm 00st-22A) in vitro in Vero-Zellkulturen (96-Well-Platten, 5 Tage) getestet. Vorversuche mit einem Labdanum-Diethylether-Rohextrakt lieferten aufgrund zytotoxischer Wirkungen gegen Vero-Zellen keine Ergebnisse. In allen folgenden Experimenten wurde daher die Zelllebensfähigkeit mittels MTT-Test ständig überprüft. Durch Fraktionierung mittels Flüssig-Flüssig-Extraktion und Säulenchromatographie auf Kieselgel (Gradient: Hexan, EtOAc, CHCl3, MeOH) gelang es, die antivirale Aktivität von Labdanum von seiner zytotoxischen Wirkung zu trennen. In der aktivsten Fraktion GS5 wurde bei einer Konzentration von 30 μg/ml die Proliferation des Dengue-Virus zu 100 % supprimiert, während die Zellüberlebensfähigkeit bei > 90 % lag. Bei der derzeitigen strukturellen Aufklärung der Bestandteile von GS5 ergab die Dünnschichtchromatographie bereits, dass diese Fraktion von Manoyloxiden dominiert wird, d.h. Labdan-Typ-Diterpenen mit bekannter antimikrobieller Aktivität [1] [2].

Diskussion Frühere Vorstellungen über die antivirale Aktivität oberirdischer Anteile von C. creticus schreiben diesen Effekt in der Regel heißwasserlöslichen Polyphenolen zu und schlagen eine unspezifische „Gerbung“ der viralen Oberflächenproteine als Wirkmechanismus vor [3] [4]. Im vorliegenden Experiment förderte die wasserlösliche Fraktion jedoch die Virus-Proliferation. Wir beschreiben folglich erstmals eine direkte, pharmakologische, antivirale Aktivität eines Diethylether-Extraktes von Labdanum gegen das Dengue-Virus.



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Article published online:
22 June 2021

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