Zeitschrift für Phytotherapie 2021; 42(S 01): S17
DOI: 10.1055/s-0041-1731493
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Siebentägige Einnahme von Teezubereitungen aus Orthosiphon-stamineus-Blättern bewirkt Antiadhäsion des Urins gegenüber uropathogenen Escherichia coli

M Deipenbrock
1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster, Deutschland
,
F Scotti
2   Pharmacognosy and Phytotherapy, UCL School of Pharmacy, London, United Kingdom
,
B Mo
1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster, Deutschland
,
M Heinrich
2   Pharmacognosy and Phytotherapy, UCL School of Pharmacy, London, United Kingdom
,
A Hensel
1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Zubereitungen aus Orthosiphon stamineus werden traditionell zur Behandlung unkomplizierter Entzündungen der ableitenden Harnwege (urinary tract infections, UTI) eingesetzt. Kürzlich publizierte Daten zu entsprechenden Drogenextrakten belegen, dass polymethoxylierte Flavone (z.B. Sinensitin) die Interaktion zwischen uropathogenen Escherichia coli (UPEC) und humanen Blasen-/Nierenzellen unterbinden können [1]. Diese In-vitro-Befunde konnten im Rahmen eines Mausmodelles (transurethrale Infektion mit UPEC nach Extraktgabe) gestützt werden [2].

Fragestellung und Methodik Da bisher keine Daten zu möglichen antivirulenten Eigenschaften gegen UPEC im klinischen Versuch vorliegen, wurde eine biomedizinische Studie durchgeführt, in der 20 gesunde ProbandInnen Orthosiphon-Tee (4 x 3 g pro Tag, p.o.) für 7 Tage einnahmen. Urinproben wurden an Tag 1 (Kontrolle), 3, 6 und 8 gewonnen. Die antiadhäsive Aktivität der Urine gegenüber UPEC NU14 an T24 Blasenzellen wurde mittels Durchflusszytometrie quantifiziert.

Ergebnisse Gepoolte Urinproben von Tag 3, 6 und 8 bewirkten signifikante Inhibitionen der bakteriellen Adhäsion, allerdings innerhalb von 24 Stunden nur einen leichten Einfluss auf die Proliferation. Die Invasionsrate von UPEC konnte nicht beeinflusst werden. Genexpressionsanalysen (qPCR) zeigten einen deutlich steigernden Einfluss der Urinproben auf das Fitness- und Motilitätsgen fliC sowie eine Herunterregulierung des Hämin-Aufnahme-Systems chuT. Diese Ex-vivo-Daten korrelieren mit kürzlich erhobenen Datensätze aus In-vitro-Transkriptomstudien [3]. Die erhöhte Expression von fliC konnte phänotypisch mittels Motilitätsassay bei UPEC UTI89 aufgrund erhöhter Beweglichkeit gezeigt werden. Orthosiphontee-Einnahme hatte keinen Einfluss auf die Konzentration des Tamm-Horsfall Proteins in den Urinproben [4].

Schlussfolgerung Die vorliegende Studie belegt signifikante antiadhäsive und antivirulente Effekte von Orthosiphontee nach oraler Einnahme gegen UPEC und rationalisiert die traditionelle Verwendung der Droge bei UTI.



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Article published online:
22 June 2021

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