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DOI: 10.1055/s-0041-1732072
Ökonomie als Schwestertugend der Medizin? Mit dem Werte- und Entwicklungsquadrat nach Schulz von Thun von der Konfrontation zur konstruktiven Wirkung
Einleitung Nach Friedemann Schulz von Thun kann jede Tugend nur dann zu einer konstruktiven Wirkung gelangen, wenn sie sich in ausgehaltener Spannung zu einer Schwestertugend befindet. Ohne diese besteht die Gefahr einer einseitigen, entwertenden Übertreibung. Ziel der Untersuchung war es, Konflikte zwischen Vertretern von Medizin und Ökonomie aus einer phänomenologischen Perspektive mit definiertem Vorwissen (zum Werte- und Entwicklungsquadrat) nachzuvollziehen sowie Chancen zur Annäherung aufzuzeigen.
Methoden In einer zirkulären Strategie wurde auf Einzelinterviews und ein Fokusgruppeninterview zurückgegriffen. Insgesamt nahmen 24 Chefärztinnen und Chefärzte an der Erhebung teil. Die inhaltsanalytische Auswertung vermöchte die bei der Analyse wahrgenommene Emotionalität nur unzureichend abzubilden. Daher wurde der Beziehungsaspekt der Aussagen stärker in den Fokus genommen und der ursprüngliche Forschungsplan um die phänomenologische Analyse erweitert.
Ergebnisse Die einseitige Betonung von Fürsorge oder Effizienz kann zu Konflikten führen. Chancen zur Annäherung bestehen, wenn es einerseits gelingt, „Sparen um jeden Preis“ und Rücksichtslosigkeit als entwertende Übertreibungen des ökonomischen Prinzips durch maßvolles Kostenbewusstsein abzulösen. Andererseits gilt es, mögliche negative Effekte einer Überbewertung des Fürsorge-Prinzips, z. B. Selbstaufopferung der im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen sowie Verschwendung von Ressourcen, deutlich zu machen.
Fazit Anstatt Medizin und Ökonomie als unvereinbare Gegensätze zu sehen, sollte von Schwestertugenden gesprochen werden. Das Werte- und Entwicklungsquadrat nach Schulz von Thun macht diese Zusammenhänge sichtbar und hilft destruktive Polarisierungen bei Konflikten zu durchschauen.
Publication History
Article published online:
02 September 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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