Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 741-742
DOI: 10.1055/s-0041-1732259
Freitag 24.09.2021
Vorträge

Soziale Unterstützung als Effektmodifikator für das relative Sterberisiko bei Diabetes – Ergebnisse des Mortalitäts-Follow-ups des Bundesgesundheitssurveys

J Baumert
1   Berlin, Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
Y Du
1   Berlin, Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
J Nübel
1   Berlin, Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
C Heidemann
1   Berlin, Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
C Scheidt-Nave
1   Berlin, Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Eine geringe soziale Unterstützung (SU) gilt als wichtiger Risikofaktor für Diabetes und für vorzeitige Sterblichkeit. Das relative Sterberisiko bei Diabetes in Abhängigkeit von SU ist bislang wenig untersucht.

Methoden Die Studienpopulation bestand aus 6765 Personen (18–79 Jahre) des Bundesgesundheitssurveys 1997-1999 (BGS98) mit einem mittleren Mortalitäts-Follow-up von 12 Jahren. Eine ärztliche Diabetesdiagnose wurde von 345 Personen berichtet. Die SU wurde über eine Frage zur Anzahl an Personen erfasst, auf deren Hilfe man sich in Notfällen verlassen kann und in „gering“ (≤3) und „hoch“ (>3) kategorisiert. Durch Cox-Regression mit Adjustierung nach potenziellen Störfaktoren wurden mögliche Unterschiede im relativen Sterberisiko bei Personen mit vs. ohne Diabetes (geschätzt als Hazard Ratio, HR) in Abhängigkeit von SU untersucht.

Ergebnisse Das HR bei Personen mit vs. ohne Diabetes lag adjustiert nach Alter, Geschlecht, Gemeindetyp und Region (Ost/West) bei 1,99 (95 %-KI 1,54-2,56) für geringe SU; bei hoher SU hingegen wurde kein signifikant erhöhtes diabetesbezogenes relatives Sterberisiko ermittelt (HR 1,23, 95 %-KI 0,84-1,79). Diese Interaktion war signifikant (p = 0.009). Die Ergebnisse änderten sich bei weiterer Adjustierung für Lebensstilfaktoren, andere chronische Krankheiten und Einnahme von Psychopharmaka kaum. Bei Berücksichtigung von unbekanntem Diabetes (HbA1c ≥6,5%) zeigten sich keine wesentlichen Veränderungen.

Diskussion Die vorliegende Studie stützt die Bedeutung von SU für die Sterblichkeit in Verbindung mit Diabetes. Ein besonderes Augenmerk auf Personen mit Diabetes und geringer SU erscheint sinnvoll, insbesondere bei Versorgungsprozessen.



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Article published online:
02 September 2021

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