Z Gastroenterol 2021; 59(08): e179
DOI: 10.1055/s-0041-1733535
Grundlagenforschung Darm
Montag, 13. September 2021, 13:30-14:58 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Dünndarm, Dickdarm und Proktologie

Zell- und Gewebekulturuntersuchungen zur pharmakologischen Charakterisierung eines traditionellen pflanzlichen Arzneimittels aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamillenblütenextrakt bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

L Schiller
1   Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Leipzig, Deutschland
2   Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen, Deutschland
,
B Lipowicz
2   Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen, Deutschland
,
S Kallendrusch
3   Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Institut für Anatomie, Leipzig, Deutschland
,
C Vissiennon
1   Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Leipzig, Deutschland
2   Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen, Deutschland
› Author Affiliations
 

Das pflanzliche Arzneimittel Myrrhinil-Intest® wird traditionell zur Therapie gastrointestinaler Erkrankungen genutzt. Das Kombinationspräparat aus Myrrhe (Commiphora molmol Engl.), Kaffeekohle (Coffea arabica L.) und Kamillenblütentrockenextrakt (Matricaria chamomilla L.) wurde 2018 auf Basis zunehmender klinischer Evidenz in die S3-Leitlinie Colitis Ulcerosa aufgenommen1

Zellkulturstudien an humanen Makrophagen zeigten anti-inflammatorische Effekte von Myrrhe-, Kaffeekohle- und Kamillenblütenextrakt auf die Cytokinsignalgebung2,3.

Im Rahmen der aktuellen Untersuchung sollten CED-relevante pharmakologische Effekte des pflanzlichen Arzneimittels weiterführend charakterisiert werden.

In einem Co-Kultur Zellmodell wurde die Wirkung von Myrrhe-, Kaffeekohle- und Kamillenblütenextrakt auf die entzündliche Zell-Zell-Kommunikation und intestinale Barrierestörung untersucht. Alle drei Pflanzenextrakte und ihre Kombination inhibierten die Entzündungsmediatorfreisetzung (IL-6, TNF, MCP-1, IL-8, PGE2) aus LPS-aktivierten THP-1 Makrophagen bzw. intestinalen Epithelzellen (IEC, 9:1 Caco-2 und HT29-MTX). Die Dreifachkombination sowie Myrrhe und Kaffeekohle steigerten zudem die Barrierefunktion (TEER) entzündlich stimulierter IEC.

Durch den Einsatz translationaler Gewebemodelle sollen die Ergebnisse aus Zellkulturstudien perspektivisch verifiziert und erweitert werden. Dafür wurde zunächst die Machbarkeit von Gewebeschnittkulturen aus Biopsaten von CED-Patient:innen geprüft. Mittels Gewebeschneider wurden 350 µm dicke Schnittkulturen aus Kolonbiopsaten angefertigt. Die histologische Beurteilung bestätigte den Erhalt von Gewebeintegrität und Entzündungszellen wie T-Zellen (CD3+) und Makrophagen (CD68+) über 48 h. Das Spektrum detektierbarer Mediatoren zur Bestimmung der Entzündungsaktivität wurde mittels Proteinarray im Kulturmedium analysiert. Anhand dieser ersten Ergebnisse erscheinen Gewebeschnittkulturen aus CED-Biopsaten als aussichtsreiches ex vivo Modell zur präklinisch-pharmakologischen Untersuchung pflanzlicher Arzneimittel.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany