Z Gastroenterol 2021; 59(08): e257
DOI: 10.1055/s-0041-1733742
Onkologie: Varia
Donnerstag, 16. September 2021, 10:30-11:26 Uhr, Saal 5
Gastroenterologische Onkologie

Moderne Antikoagulation mit Faktor Xa-Inhibitoren in der Onkologie: Ist die gastrointestinale Blutungsrate (mit)-entscheidend?

M Raithel
1   Malteser Waldkrankenhaus Erlangen, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Deutschland
,
M Haibach
2   Internistische Schwerpunktpraxis, Erlangen, Deutschland
,
I Kremenevsky
1   Malteser Waldkrankenhaus Erlangen, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Deutschland
,
E Arnold
1   Malteser Waldkrankenhaus Erlangen, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Deutschland
,
J Ringwald
3   Praxis für Transfusionsmedizin, Lütjensee, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Das erhöhte Thrombose- und Blutungsrisiko bei aktiver Tumorerkrankung wird als sog. „thrombo-hämorrhagisches Syndrom“ bezeichnet. Aktuell liegen 4 randomisierte, prospektive Studien zum Einsatz von neuen, nicht-Vitamin K abhängigen NOAK zur Behandlung von in der Onkologie aufgetretenen venösen Thromboembolien (VTE) vor. Dabei wurden die FXa-Inhibitoren Rivaroxaban, Edoxaban und zweimal Apixaban jeweils in einzelnen Studien gegenüber dem Standardtherapeutikum Dalteparin eingesetzt.

Methode Da es keinen direkten Head-to-Head Vergleich der genannten FXa-Inhibitoren innerhalb einer Studie gibt, wurde zu jedem NOAK die jeweils größte Studie -stets verglichen gegenüber Dalteparin- ausgewertet. Die Studien wurden bzgl. ihrer Wirksamkeit, Sicherheit, fataler Blutungsraten, dem Risiko für gastrointestinale Blutungen (GIB) und sonstiger Unterschiede anhand deskriptiver Statistik analysiert.

Ergebnisse Unter Dalteparin ergab sich eine mittlere VTE-Rezidivrate von 10.1 %, eine mittlere Major-Blutungsrate von 4.0 %, die Major-GIB betrug davon 1.56 % (39 % aller Major-Blutungen).

Alle 3 FXa-Inhibitoren waren gegenüber Dalteparin bezüglich der Wirksamkeit nicht unterlegen. Für den 6-Monatszeitraum war die VTE-Rezidivrate bei mit Edoxaban und Apixaban behandelten Pat um -2,3 % und bei Rivaroxaban um -5.0 % niedriger.

Bei der Sicherheit fanden sich für Rivaroxaban und Edoxaban eine erhöhte Rate von Major-Blutungen (6.0 bzw. 6.1 %; +2.0 bzw. 2.1 % mehr als gegenüber Dalteparin); insbesondere war hierbei die Zahl der Major-GIB deutlich erhöht mit absolut 3.9 % bzw. 3.8 % (65 % bzw. 55 % aller Majorblutungen).

Dagegen war für Apixaban die Zahl schwerer Blutungen (3.8 % vs 4.0 %) inkl. GIB (1.9 vs 1.7 %) nicht erhöht. In der Apixabanstudie war auch der Anteil der Major-GIB 50 % von allen Major-Blutungen am niedrigsten.

Schlussfolgerungen Die FXa-Inhibitoren sind der Standardtherapie mit Dalteparin in der VTE-Rezidivrate bei onkologischen Patienten nicht unterlegen. Die GIB-Rate scheint ein wichtiger prädiktiver Faktor für die Sicherheit dieser Substanzgruppe zu sein, so dass Tumorlokalisation, gastrointestinale Risikofaktoren und andere individuelle Kriterien in Zukunft stärker bei der Therapieentscheidung für oder gegen einen FXa-Inhibitor berücksichtigt werden sollten.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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