Z Gastroenterol 2021; 59(08): e259-e260
DOI: 10.1055/s-0041-1733748
Motilität: Von Prävalenz bis zur Therapie
Mittwoch, 15. September 2021, 15:10-16:30 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Neurogastroenterologie und Motilität

Versorgungsforschung zu funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen an Daten aus einer epidemiologischen Studie (PhytoVIS)

J Möller
1   Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, PSDC, Bayer Consumer Health, R&D, Darmstadt, Deutschland
,
T Al-Shehab
1   Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, PSDC, Bayer Consumer Health, R&D, Darmstadt, Deutschland
,
C Fink
2   Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, PSDC, Bayer Consumer Health, Medical Affairs, Darmstadt, Deutschland
,
O Kelber
1   Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, PSDC, Bayer Consumer Health, R&D, Darmstadt, Deutschland
3   Kooperation Phytopharmaka GbR, Bonn, Deutschland
,
K Nieber
3   Kooperation Phytopharmaka GbR, Bonn, Deutschland
4   Institut für Pharmazie, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
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Epidemiologische Studien bieten die Möglichkeit, mehr über die Versorgungsrealität in der Praxis zu erfahren. Allerdings sind solche an einer breiten Patientenpopulation erhobenen Daten häufig nicht dafür optimiert, gastroenterologische Indikationen, wie IBS und FD, leitlinienkonform abzubilden. Am Beispiel der PhytoVIS-Studie, einer ENCePP-konformen pharmakoepidemiologischen Studie an über 20.000 Patienten zur Erhebung von Anwendungsdaten zu pflanzlichen Arzneimitteln in Arztpraxen und öffentlichen Apotheken in Deutschland, wurde ein Vorgehen entwickelt, gestützt auf Daten zu einem häufig bei IBS und FD angewendeten Wirkstoff (STW 5), Rückschlüsse auf das Vorliegen dieser Syndrome zu ziehen.

Patientinnen und Patienten, die innerhalb der letzten 8 Wochen vor der Befragung ein pflanzliches Arzneimittel eingenommen hatten, wurden zu Symptomen und subjektivem Behandlungserfolg befragt. Die zu STW 5 vorliegenden Datensätze wurde in Anlehnung an die ROME IV Kriterien für IBS und FD Symptomkomplexen zugeordnet und ausgewertet.

Es wurden 1515 Datensätze ermittelt. Die im Freitext angegebenen Symptome wurden in FD-assoziierte Symptome (z.B. Sodbrennen, Völlegefühl, Übelkeit), IBS-assoziierte Symptome (z.B. Verstopfung, Durchfall), Mischformen (FD- und IBS assoziierte Symptome), und nicht eindeutig differenzierbare Symptome zusammengefasst. 67 % der PatientInnen konnten FD-assoziierten, 3 % IBS-assoziierten, 2 % Mischformen zugeordnet werden. 28 % wiesen nicht differenzierbare Symptome auf. Die Dauer der Beschwerden ist aufgrund der retrospektiven Befragung schwer einzuschätzen. Nur 12 % der PatientInnen gaben an, chronische Beschwerden zu behandeln, während 84 % wegen akuter Symptome zu STW 5 griffen. Dennoch betrug die Dauer der Anwendung bei 80 % der Befragten mehrere Tage, bei 21 % mehr als einen Monat, woraus auf einen chronischen Charakter der Beschwerden geschlossen werden kann, wenn auch nicht streng nach den ROME IV Kriterien.

Trotz der nicht auf die Erfassung gastroenterologischer Erkrankungen optimierten Struktur der PhytoVIS-Datensätze konnte eine Einteilung in Anlehnung an die ROME IV Kriterien entwickelt werden. Diese liefert lebensnahe Daten aus der alltäglichen Versorgungspraxis bei funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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