Z Gastroenterol 2021; 59(08): e297
DOI: 10.1055/s-0041-1734106
Hernien
Freitag, 17. September 2021, 09:00-10:20 Uhr, Saal 5
Hernien

Hat die perioperative Antikoagulation einen Einfluss auf die Rate an Hämatomen nach elektiver Lichtenstein-OP? Eine bizentrische Studie

JC Lauscher
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Berlin, Deutschland
,
N Hasanzade
2   Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin, Deutschland
,
M Ramser
3   Universitätsklinikum Basel, Basel, Schweiz
,
U Dietz
4   Kantonsspital Olten, Olten, Schweiz
,
K Beyer
5   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
,
B Weixler
5   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Bei einer relevanten Anzahl von Patienten besteht eine Indikation zur dauerhaften Antikoagulation. Die Datenlage zum Risiko von Blutungsereignissen dieser Patienten in der Leistenhernienchirurgie ist spärlich.

Ziele Das Ziel dieser retrospektiven Studie war die Analyse der Rate an Hämatomen in der elektiven Leistenhernienreparation nach Lichtenstein für Patienten unter Antikoagulation (AK) generell sowie in den Subgruppen unter Thrombozytenaggregationshemmern (TAH), Vitamin K-Antagonisten und direkten oralen Antikoagulantien (DOAK). Wir hypothetisierten, dass eine Antikoagulation mit einer erhöhten Rate an postoperativen Hämatomen einhergeht.

Methodik Es wurden alle Patienten aus der Charité Campus Benjamin Franklin von 2006-2020 und aus dem Kantonsspital Olten von 2012-2020 inkludiert, die volljährig waren und eine elektive Leistenhernienreparation nach Lichtenstein erhielten. Es erfolgte eine Erhebung und Analyse der Patientencharakteristika, der intraoperativen Parameter, der perioperativen Antikoagulation und des postoperativen Verlaufs.

Ergebnis 958 Patienten wurden analysiert (466 aus der Charité Campus Benjamin Franklin und 492 aus Olten). Es traten insgesamt 137 postoperative Hämatome auf (14,8 %). Bei Patienten unter AK traten bei 63/341 Patienten (18,5 %) Hämatome auf, bei Patienten ohne AK bei 74/617 Patienten (12,0 %); p=0,006. In der Gruppe der Patienten mit TAH fanden sich bei 43/229 Patienten Hämatome (18,8 %), und bei den Patienten ohne TAH bei 74/617 (12,0 %); p=0,011. Nahmen die Patienten ASS und Clopidogrel ein, traten Hämatome bei 5/9 Patienten auf (55,6 %); p=0,03. In der Gruppe der DOAK wurden bei 5/32 Patienten Hämatome diagnostiziert (15,6 %) gegenüber 12 % Hämatome ohne Antikoagulation; p=0,540.

Schlussfolgerung Einnahme von AK perioperativ ist mit einem erhöhten Risiko von postoperativen Hämatomen assoziiert. Für die Subgruppe der Patienten mit TAH wurde ebenfalls eine erhöhte Rate von Hämatomen nachgewiesen. Die Einnahme von DOAK war nicht mit Hämatomen assoziiert, dies mag der geringen Anzahl von Patienten mit DOAK-Einnahme geschuldet sein. Ein risikoadaptiertes Management der perioperativen AK sowie eine subtile Operationstechnik und Blutstillung ist erforderlich, um die Rate postoperativer Blutungsereignisse zu minimieren.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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