Z Gastroenterol 2021; 59(08): e310
DOI: 10.1055/s-0041-1734142
Endoskopisches Feuilleton
Freitag, 17. September 2021, 09:00-10:20 Uhr, Saal 4
Endoskopie

Einfluss des Lockdowns während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie auf die Inzidenz von gastrointestinalen Blutungen (GI-Blutungen)

Y Hatem
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
C Maaß
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
C Engelke
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
T Ewers
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
M Kraus
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
S Wolfrum
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
T Graf
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
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M Kirstein
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
J Marquardt
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund Im Rahmen der Maßnahmen zur Kontaktreduktion während der COVID-19-Pandemie konnte eine erhebliche Abnahme in der Anzahl der Krankenhausbehandlungen bei vielen Notfällen beobachtet werden. Die Auswirkung auf die Vorstellung von akuten GI-Blutungen bleibt bislang weitestgehend unklar.

Methoden In dieser Studie wurden alle Patienten mit GI-Blutung eingeschlossen, die im UKSH am Campus Lübeck während der ersten Welle der Corona-Pandemie behandelt wurden. Die Parameter (Anzahl der Aufnahmen, Vitalparameter und Hämoglobin-Werte (Hb) bei der Aufnahme, Anzahl der transfundierten Erythrozytenkonzentrate (EKs) und Verweildauer) wurden mittels Mann-Whitney-U-Test mit den Daten von historischen Kontrollgruppen aus den Jahren 2019 und 2018 verglichen.

Ergebnisse Im 2020 wurden von März bis Juni 71 Patienten notfallmäßig aufgenommen. Hierbei zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Vergleich zu 2019 (58; p=0,288) und 2018 (91; p=0,162). Bezüglich der Vitalparameter betrugen die Medianwerte im 2020 (HF 82,5/min., RR 120/76 mmHg) ohne relevante Unterschiede zu 2019 (HF 79/min.; p=0,267) - RR sys. 120 mmHg (p=0,539) - RR dia. 70 mmHg (p=0,944) oder 2018 (HF 80/min; p=0,152) - RR sys. 130 mmHg (p=0,179) - RR dia. 75 mmHg (p=0,87). Bezüglich der laborchemischen Parameter konnte kein Unterschied im 2020 (Hb-Medianwert 8,5 g/dl) im Vergleich zu 2019 (9,25 g/dl, p=0,325) nachgewiesen werden. Der Hb-Medianwert in 2018 (10 g/dl) war aber signifikant höher als der Hb-Medianwert im 2020 (p=0,023). Ebenso ergab die Auswertung der Anzahl von transfundierten EKs in 2020 (Medianwert 1 EK/Pat.) keinen Unterschied im Vergleich zu 2019 (0 EK/Pat.; p=0,212), jedoch einen relevanten Unterschied im Vergleich zu 2018 (0 EK/Pat.; p=0,002). Die Verweildauer war in allen 3 Jahren vergleichbar (5 Tage im 2020, 4,5 Tage im 2019, p=0,197; 4 Tage im 2018, p=0,082).

Schlussfolgerung Die Lockdown-Maßnahmen während der ersten Corona-Pandemie haben nicht zu einer messbaren Veränderung der Anzahl der Aufnahmen von Patienten mit GI-Blutungen geführt. Es zeigte sich jedoch eine mögliche Verzögerung in der Krankenhausbehandlung, die zu einem erhöhten Blutverlust (d.h. erniedrigte Hb-Werte) und konsekutiv vermehrter Notwendigkeit für Erythrozytenkonentrate (2018, 2020) geführt haben kann.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. September 2021

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