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DOI: 10.1055/s-0042-100940
Nierentransplantation: Mycophenolat-Mofetil vs. Azathioprin: Vor- und Nachteile abwägen
Publication History
Publication Date:
17 February 2016 (online)
Einleitung | Durch die Entwicklung wirksamer Immunsuppressiva in den 60 er Jahren wurde die allogene Organtransplantation möglich. Aktuelle Standard-Therapie ist die Gabe von Calcineurin-Inhibitoren in Kombination mit Steroiden und einem weiteren Immunsuppressivum. Üblicherweise wird als Kombinationspartner ein Inosinmonophosphat-Dehydrogenase-Hemmer (IMPDH), z. B. Mycophenolat-Mofetil (MMF) verwendet. Azathioprin (AZA) wäre aber eine preisgünstige Alternative.
Studien | In das Review Review wurden 23 randomisierte, kontrollierte Studien mit 3301 Patienten eingeschlossen. Im Rahmen der Immunsuppression nach Nierentransplantation wurde MMF mit AZA verglichen. Die Bewertung der methodischen Qualität zeigte, dass wichtige Informationen zur Einschätzung des Risikos für Bias nicht ausreichend berichtet wurden. Nur zwei Studien waren verblindet. Die Berichterstattung von Nebenwirkungen und deren Definition waren inkonsistent.
Ergebnisse | Das Risiko für Transplantatverlust (einschließlich Tod) lag unter der MMF-Therapie niedriger als unter AZA mit einem relativen Risiko (RR) von 0,82 (95 %-Konfidenzintervall [0,67–1,0]). MMF reduzierte signifikant das Risiko einer akuten Abstoßung (RR 0,65; [0,57–0,73], p < 0,01), hatte aber keinen Einfluss auf die Gesamtmortalität (RR 0,95, [0,70–1,29]). Die gepoolten Analysen zeigten auch keine relevanten Unterschiede der Nierenfunktion.
Zur Inzidenz von Malignomen und Infektionen gab es in den analysierten Studien nur wenig Daten. Gewebsinvasive Zytomegalievirus-Infektionen kamen unter MMF signifikant häufiger vor (RR 1,70; [1,10–2,61]). Gastrointestinale Beschwerden traten häufiger unter MMF auf, Thrombopenien und Erhöhungen der Leberenzym-Werte kamen dagegen eher in der AZA-Gruppe vor.
Mycophenolat-Mofetil war Azathioprin in Bezug auf Transplantat-Überleben und akute Abstoßung überlegen. Dem steht das erhöhte Risiko einer gewebsinvasiven CMV-Infektion gegenüber. Letztlich muss der betreuende Transplantationsmediziner für jeden Patienten Vor- und Nachteile beider Optionen individuell abwägen.