Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(03): 196-203
DOI: 10.1055/s-0042-101049
Topthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geburtshilfe: die peripartale Kardiomyopathie

Manuel Lingner
,
Jürgen Majolk
,
Oliver Niederer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. März 2017 (online)

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Zusammenfassung

Die peripartale Kardiomyopathie (PPCM) ist eine idiopathische Herzinsuffizienz mit Auftreten gegen Ende der Schwangerschaft und in den Monaten postpartal. Andere Ursachen müssen ausgeschlossen sein. Der aktuelle Wissensstand zur PPCM wird anhand eines Mini-Literatur-Reviews aufgearbeitet. Besonderes Augenmerk gilt dem peripartalen anästhesiologischen Management sowie dem Fall einer akuten respiratorischen Insuffizienz nach erfolgter Sectio caesarea im Rahmen einer PPCM mit schwer reduzierter linksventrikulärer Funktion und linksführender kardialer Dekompensation.

Die peripartale Kardiomyopathie ist ein seltenes Krankheitsbild, welches durch Zeichen der Herzinsuffizienz im Rahmen einer linksventrikulären Dysfunktion am Ende der Schwangerschaft und in den Monaten danach gekennzeichnet ist. Die Berührungspunkte mit der Anästhesie und Intensivmedizin können vielseitig sein. Häufig wird die Diagnose erst post partum gestellt.

Abstract

The peripartum cardiomyopathy (PPCM) is an idiopathic heart failure secondary to left-ventricular dysfunction occuring at the end of pregnancy or in the months after delivery. Other causes for heart failure must not exist. The current state of knowledge about PPCM, based on a mini-literature-review, will be presented. We will focus on peripartal anaesthesiologic management and the case of a patient with respiratory insufficiency and lung edema secondary to PPCM.

Kernaussagen
  • Die PPCM ist ein seltenes Krankheitsbild, die Berührungspunkte mit Anästhesiologie und Intensivmedizin sind jedoch vielseitig.

  • Die peripartale Kardiomyopathie ist eine Herzinsuffizienz mit eingeschränkter linksventrikulärer Ejektionsfraktion und tritt gegen Ende der Schwangerschaft oder in den Monaten danach auf.

  • Die PPCM ist eine Ausschlussdiagnose, andere Ursachen oder präexistente Kardiomyopathien anderer Genese müssen ausgeschlossen sein.

  • Für die Ätiologie werden viele Ursachen diskutiert, essenziell scheint die Kathepsin-D-vermittelte Spaltung von Prolaktin in den Kardiomyozyten zu sein.

  • Die PPCM ist durch eine hohe Morbiditäts- und Mortalitätsrate gekennzeichnet.

  • Die Diagnosestellung erfolgt anhand echokardiografischer Kriterien.

  • Bromocriptin wirkt sich als Dopamin-D2-Rezeptoragonist (Prolaktinsekretionshemmung) positiv auf das Ergebnis aus.

  • Die medikamentöse Herzinsuffizienztherapie sollte entsprechend schwangerschafts- und stillzeitadaptiert erfolgen.

  • Das peripartale Management der Erkrankten ist eine multidisziplinäre Aufgabe unter Einbeziehung von Geburtshilfe, Kardiologie, Anästhesie und Intensivmedizin.

  • Die kombinierte Spinal-Epidural-Anästhesie oder die Periduralanästhesie zur Sectio caesarea scheint Vorteile gegenüber Allgemeinanästhesieverfahren oder der alleinigen Spinalanästhesie zu haben.

  • Sollte eine Allgemeinanästhesie notwendig sein, so ist diese um ein entsprechend erweitertes hämodynamisches Monitoring zu ergänzen.

  • Bei respiratorischer Insuffizienz postpartal und dem initialen Verdacht einer Lungenarterienembolie sollte eine PPCM in die differenzialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden.