Radiologie up2date 2016; 16(01): 35-52
DOI: 10.1055/s-0042-102038
Muskuloskelettale Erkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

MRT der Rotatorenmanschette – ein Update

NMR of the rotator cuff – an update
K.-F. Kreitner
,
A. Mähringer-Kunz
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Publikationsdatum:
16. März 2016 (online)

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Zusammenfassung

Die Rotatorenmanschette setzt sich aus den Sehnen der Mm. subscapularis, supraspinatus, infraspinatus und teres minor zusammen. Aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen unterliegen die Sehnen der Rotatoren während des gesamten Lebens mehr oder weniger starken Beanspruchungen. Dies erklärt, warum Erkrankungen der Rotatorenmanschette mit die häufigste Ursache von Schmerzen und Dysfunktionen des Schultergelenks im Erwachsenenalter sind. Ungeachtet der Fortschritte bei der sonografischen Beurteilung ist die MRT nach wie vor das wichtigste bildgebende Verfahren in der Beurteilung von Veränderungen der Rotatorenmanschette. Sie ermöglicht eine differenzierte Diagnostik, die letzten Endes Grundlage einer adäquaten Behandlung ist. Im vorliegenden Beitrag sollen aktuelle Konzepte hinsichtlich Anatomie und MR-Bildgebung vorgestellt werden. Nach Besprechung der Anatomie wird auf die normale und pathologisch veränderte Rotatorenmanschette und abschließend auf die postoperative Bildgebung eingegangen.

Abstract

The rotator cuff consists of the tendons of the supscapularis, supraspinatus, infraspinatus and teres minor muscles. This group of muscles performs multiple functions and is often stressed during various activities. This explains, why rotator cuff disease is common and the most often cause of shoulder pain and dysfunction in adults. MR imaging still is the most important imaging modality in assessment of rotator cuff disease. It enables the radiologist to make an accurate diagnosis, the basis for an appropriate management. In this article, current concepts with regard to anatomy and imaging diagnosis will be reviewed. The discussion of the complex anatomy is followed by normal and pathologic MR imaging appearances of the rotator cuff including tendinopathy and tearing, and concluding with a review of the postoperative cuff.

Kernaussagen
  • Die Rotatorenmanschette der Schulter wird von anterior nach posterior gebildet aus den Sehnen der Mm. subscapularis, supraspinatus, infraspinatus und teres minor. Die Lücke zwischen dem Oberrand der Subskapularis- und dem Vorderrand der Supraspinatussehne wird als Rotatorenintervall bezeichnet. Anatomische Leitstruktur ist die lange Bizepssehne mit ihrem Halteapparat („Pulley“).

  • Die Sehnen der Rotatoren weisen einen hochorganisierten Aufbau bestehend aus Bindegewebsfaszikeln auf, deren gegenseitige Verschieblichkeit durch Lubrizin gewährleistet wird. Das zumeist abgrenzbare „rotator cable“ macht aus der Rotatorenmanschette im Bereich der Supra- und Infraspinatussehne eine Hängebrückenkonstruktion und hilft, Zug- und Scherbelastungen zu minimieren.

  • Die Rotatorenmanschette kann MR-tomografisch sowohl nativ als auch mittels direkter oder indirekter MR-Arthrografie beurteilt werden. Kontrastverstärkte Untersuchungstechniken sind der nativen Untersuchung insbesondere im Nachweis partieller Rupturen überlegen.

  • Tendinopathien und Tendinitiden führen zu einer erhöhten Signalintensität der betroffenen Sehnen. Dies muss gegenüber einem „Magic-Angle“-Artefakt abgegrenzt werden, der sich durch Wahl von Sequenzen mit einer Echozeit ≥ 37 ms verhindern lässt. Bei einer Tendinitis können nahezu flüssigkeitsäquivalente Signalanhebungen vorgefunden werden, ohne dass eine Unterbrechung der Sehnenkontinuität vorliegt.

  • Partielle Rotatorenmanschettenrupturen betreffen nicht den gesamten Querschnitt der Sehne. Man unterscheidet gelenk- von bursaseitig gelegenen sowie interstitielle Partialrupturen. Partialrupturen, die den Ansatz der Sehne mit einbeziehen, werden als „Footprint“-Läsionen bezeichnet.

  • Bei der kompletten Rotatorenmanschettenruptur ist der gesamte Sehnenquerschnitt von der Ruptur betroffen. Rotatorenmanschettenrupturen können zu Atrophie und Verfettung der betroffenen Muskeln führen. Zur Beurteilung der Verfettung hat sich die Einteilung nach Goutallier, zur Beurteilung der Atrophie das Tangentenzeichen nach Zanetti bewährt.

  • Die Läsionen der Sehne des M. subscapularis werden in Oberrandläsionen, partielle und komplette Rupturen unterteilt. Sie werden am häufigsten im Zusammenhang mit ausgedehnten Supraspinatussehnenrupturen und bei Läsionen des Rotatorenintervalls vorgefunden.

  • Für die postoperative Beurteilung der Rotatorenmanschette ist zumeist eine native MRT ausreichend. Sie erlaubt eine zuverlässige Aussage darüber, ob eine relevante komplette Reruptur vorliegt. Je nach angewendeter Operationstechnik sollten u. U. Techniken zum Einsatz kommen, die Metallartefakte reduzieren.