Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0042-102145
Der perioperative Myokardinfarkt - Eine interdisziplinäre Aufgabe
The perioperative myocardial infarction - an interdisciplinary taskPublication History
Publication Date:
15 September 2016 (online)


Zusammenfassung
Perioperative kardiovaskuläre Komplikationen gehören zu den häufigsten und schwerwiegendsten perioperativen Risiken und beeinflussen maßgebend die perioperative Morbidität und Mortalität nach nicht-kardiochirurgischen Operationen. Insbesondere der perioperative Myokardinfarkt (PMI) ist mit einer erhöhten Mortalität assoziiert und stellt eine große Herausforderung für alle begleitenden Disziplinen dar. Der PMI entsteht bei ca. 60% der Fälle aufgrund einer Koronarplaqueverletzung mit resultierenden intraluminalem Thrombus und bei ca. 40% Fälle aufgrund eines Missverhältnisses zwischen myokardialen Sauerstoffbedarf und –angebot. Die Besonderheiten des PMI und der perioperativen Phase führen häufig dazu, dass der PMI asymptomatisch und ohne EKG Veränderungen verläuft und somit häufig nicht oder zu spät diagnostiziert wird. Die meisten PMI ereignen sich in intraoperativ oder in der frühen postoperativen Phase (d.h. in den ersten 48-72 Std), so dass sich in diesen Zeitraum die Notwendigkeit einer engmaschigen klinischen Überwachung, insbesondere bei Risikopatienten, ergibt. Die Diagnostik umfasst primär die Registrierung eines 12-Kanal EKG und die Bestimmung der Herzenzyme. Die Therapie des PMI ist eine interdisziplinäre Aufgabe die eine enge Zusammenarbeit zwischen Chirurgen, Anästhesisten und Kardiologen erfordert. Standardisierte Abläufe sind für die Einleitung einer raschen zielgerichteten Diagnostik und Therapie dabei besonders wichtig.
Abstract
Cardiovascular complications, particularly perioperative myocardial infarction (PMI), are major contributors to mortaliyt after noncardiac surgery. PMI often occurs unnoticed without symptoms or ECG changes. Despite ist silent presentation, PMI is associated with increased mortality. The combination of high associated mortality and diagnostic challenges mandates increased awareness of PMI. Perioperative myocardial infarction may result from plaque rupture (PMI type I) or be caused by a myocardial supply-demand imbalance of oxygen without plaque rupture (PMI type II). Most PMIs occur within the first 3 days after surgery, highlighting the need for clinical monitoring in order to allow fast diagnosis and initiation of appropriate therapy. Measurement of cardiac troponin and 12-lead ECG are the diagnostic cornerstone. Therapy of PMI represents a challenge for physicians and requires a collaboration of surgeons, anesthesiologists and cardiologists.
Kernaussagen
-
Perioperative kardiovaskuläre Komplikationen gehören zu den häufigsten und schwerwiegendsten perioperativen Risiken und beeinflussen maßgebend die perioperative Morbidität und Mortalität nach nicht-kardiochirurgischen Operationen. Insbesondere der perioperative Myokardinfarkt (PMI) ist mit einer hohen Mortalität assoziiert und eine große Herausforderung für alle begleitenden Disziplinen.
-
Die Mehrheit der PMI verläuft asymptomatisch ohne ischämietypische Beschwerden.
-
Der PMI entsteht entweder aufgrund einer Koronarplaqueverletzung mit resultierenden intraluminalem Thrombus oder aufgrund eines Missverhältnisses zwischen myokardialen O2-Bedarf und -Angebot.
-
Die präoperative Risikoeinschätzung ist wichtig zur Identifizierung von Hochrisiko-Patienten, sollte aber möglichst nicht-invasiv durchgeführt werden.
-
Bei Patienten mit Verdacht auf eine PMI sollte man umgehend eine 12-Kanal-EKG-Registrierung und eine Labordiagnostik mit Troponinbestimmung veranlassen.
-
Die Therapie des PMI ist eine interdisziplinäre Aufgabe, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Chirurgen, Anästhesisten und Kardiologen erfordert.