Zusammenfassung
Hintergrund: Die Auswirkungen des demografischen Wandels stellen große Herausforderungen an das Gesundheitswesen. Um die wohnortnahe Gesundheitsversorgung auch zukünftig zu erhalten, wird vor diesem Hintergrund die vertragsärztliche Versorgung zunehmend zu einem Handlungsfeld auf Landes- und kommunaler Ebene. Viele Kommunen befassen sich allerdings erstmals intensiv mit der Thematik und stehen dabei vor großen Herausforderungen. Denn es mangelt an Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Ziel der Arbeit ist, die Konzeption eines neu eingerichteten Kommunalbüros für ärztliche Versorgung und dessen ersten Ergebnisse darzustellen.
Methodik: In Bayern wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ein Kommunalbüro für ärztliche Versorgung eingerichtet. Das Kommunalbüro analysiert als Kompetenzzentrum im Auftrag des StMGP regionale Versorgungsstrukturen und berät Kommunen zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung vor Ort. Anhand der Beratungsstatistik werden die kommunale Inanspruchnahme und die Anlässe des neuen flächendeckenden Beratungsangebots in Bayern im Zeitraum von 2012 bis 2015 beschrieben.
Ergebnisse: Der Interventionsansatz des Kommunalbüros besteht aus den Komponenten Assessment, Fachberatung und Vernetzung sowie der Herausarbeitung der Handlungsoptionen und Gestaltungsmöglichkeiten im jeweiligen kommunalen Gesundheitsmanagement. Die Inanspruchnahme der Beratungsleistungen des Kommunalbüros in den zurückliegenden 4 Jahren war hoch: bis 31.11.2015 waren 233 Beratungsfälle und 155 intensive Beratungsfälle zu verzeichnen. Die hausärztliche Versorgung bildete mit 68% aller im Themengebiet der vertragsärztlichen Versorgung vorgebrachten Beratungsanlässe den inhaltlichen Schwerpunkt; 29% betrafen die Allgemeine Fachärztliche Versorgung. Unter allen Anlässen bildeten die Themengebiete „Nachfolgesuche im Rahmen der Vorbereitung einer Übergabe einer Vertragsarztpraxis“ mit 33%, „Neuansiedlung von Vertragsärzten“ mit 23% sowie „Gründung einer Zweigpraxis“ mit 18% die Interessensschwerpunkte.
Schlussfolgerung: Das Kommunalbüro für ärztliche Versorgung bietet bayerischen Kommunen erstmals einen direkten Ansprechpartner von Landesseite für Fragen der ärztlichen Versorgung. Das Beratungsangebot wird sehr rege angenommen. Insbesondere die wohnortnahe hausärztliche Versorgung kristallisiert sich dabei als zentrales Thema auf kommunaler Ebene heraus. Die Einrichtung des Kommunalbüros für ärztliche Versorgung kann als objektives und neutrales Unterstützungsangebot für die kommunale Ebene und als Maßnahme zur Strukturverbesserung auf Landesebene Modellcharakter auch für andere Bundesländer haben.
Abstract
Background: Demographic changes pose serious challenges for the healthcare system. One important goal is to sustain the local healthcare provision in the future – especially in rural areas. In this context, more attention must be given to the statutory health service by communal as well as state authorities. Most of the municipalities have to tackle this problem for the first time and, due to lack of support, are faced with serious impediments. The aim of this paper is to describe the sphere of action of the Office for Medical Care in Districts and Municipalities (OMCDM) as well as its core outcome.
Methods: The Bavarian Ministry of Health and Care (StMGP) established the OMCDM at the Bavarian Health and Food Safety Authority to support communal authorities. On behalf of the StMGP, this office analyses the existing set-ups of local health services and advises local authorities on improvement. For 2012–2015, the OMCDM database was analyzed for frequency and main reasons of contact with health services.
Results: The action of the OMCDM is driven by a comprehensive assessment, specialist counseling, and networking to develop action potential for the individual local health authorities. Over the past four years, there has been an increasing demand for support. Until 2015-11-30, 233 cases of counseling and 155 intensive counseling cases were recorded. The topics most frequently mentioned in these consultations were primary care by General Practitioners (68%) and specialist care (29%). Other important issues were the search for successors (33%), the establishment of new practices (23%) and opening of branch practices (18%).
Conclusion: On behalf of Bavarian government, the OMCDM offers easy access to objective and neutral counseling about statutory health services for Bavarian municipalities. This offer has been used frequently by districts and municipalities. Primary care by general practitioners on the local level was the most common reason to contact the OMCDM. The establishment of the Office for Medical Care in Districts and Municipality is a comprehensive support for local authorities and can be regarded as a pattern for other states in Germany.
Schlüsselwörter
Vertragsärztliche Versorgung - Kommune - Öffentlicher Gesundheitsdienst
Key words
service by panel doctors - municipality - public health service