Zusammenfassung
Aufgrund der höheren Lebenserwartung und eines gesteigerten Anspruchs an die Lebensqualität
unserer Patienten, auch im Alter, rückt die anale Inkontinenz immer mehr in den Fokus
der behandelnden Ärzte. Aufgrund der Beschwerden setzten sich verschiedene Fakultäten,
wie Gynäkologen, Urologen, Chirurgen und Dermatologen, mit diesem Problem auseinander.
Die Ursachen sind multifokal. Es handelt sich mehr um ein heterogenes Symptombild
als um eine klar definierte Erkrankung. Betroffen sind überwiegend Frauen (5 : 1),
insbesondere nach multiplen, schwierigen, prolongierten Geburten mit schweren Kindern.
Aber auch chirurgische und gynäkologische Eingriffe, jahrelanges falsches Stuhlverhalten
und der normale Alterungsprozess tragen zur Entstehung und Verschlechterung der analen
Inkontinenz bei.
Ein therapeutischer Algorithmus hilft vom Einfachen zum Schweren hin zu behandeln.
Zur Verbesserung der Situation sollte zunächst ein konservativer Therapieansatz gewählt
werden. Zunächst sollte die Stuhlentleerung verbessert werden, um den Druck von dem
eingeschränkt funktionsfähigen Verschlusssystem zu nehmen. Nachdem dieses erreicht
ist, sollte versucht werden, mittels Beckenbodentraining und Biofeedbackübungen die
Sensorik und Kontraktionsfähigkeit des Beckenbodens zu verbessern. Mit diesen einfachen
Maßnahmen kann mehr als 80 % der Betroffenen geholfen werden. Die übrigen Patienten
werden dann, wenn gewünscht, operativen Verfahren zugeführt. Es gilt hier zu entscheiden,
ob eine Verbesserung oder Verstärkung des Schließmuskels im Vordergrund steht (Schließmuskelrekonstruktion/künstlicher
Schließmuskel) oder eine neurogene Stimulation (SNS) zur Verbesserung des Halteapparates
erfolgversprechender ist.
Abstract
Due to a higher life expectancy and an increased claim to the quality of life of our
patients, also at a higher age, doctors focus more and more on anal incontinence.
The causes for the incontinence are multifocal, therefore, different faculties, like
gynecologists, urologists, surgeons and dermatologists work on this issue. It is rather
a heterogeneous symptom picture than a clearly defined illness. Women (5 : 1) are
concerned predominantly in particular after multiple, difficult, extended births with
heavy children. But also surgical and gynecological interventions, many years of wrong
stool behaviour and the normal ageing process contribute to the origin and deterioration
of the anal incontinence.
A therapeutic algorithm leads from the easy to the severe. A conservative therapy
beginning should be chosen. The stool emptying should be improved to take the pressure
from the restrictedly functioning locking system. After this is reached, it should
be tried to improve the sensory and contraction ability of the pelvic floor by means
of pelvic floor training and biofeedback-exercises. With these easy measures more
than 80 % of the affected patients can be helped. The remaining patients are supplied,
if desired, to surgical procedures. The surgeon has to decide whether an improvement
or strengthening of the sphincter is in the foreground (sphincter reconstruction/artificial
bowl sphincter) or if a neurogenic stimulation (SNS) is the more promising procedure
for the improvement of the pelvic floor.