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DOI: 10.1055/s-0042-104271
Liebe Leserin, lieber Leser,
Publication History
Publication Date:
01 April 2016 (online)
die Forderung nach Evidenz kommt uns allen ganz selbstverständlich über die Lippen. Wie schwierig sie aber oft zu bekommen ist – davon lesen Sie in den beiden längeren Beiträgen in diesem Heft:
In der Rubrik „Nachgehakt“ stellen Peter Kranke und Stephanie Weibel ihren Cochrane-Review zu perioperativem Lidocain i. v. vor. Mit ihm wollten sie die positiven Effekte, die sie aus eigener Erfahrung kannten, „dingfest“ machen. Ihre aufwendige – und durchaus teure – Metaanalyse kommt zu dem Ergebnis: Das Verfahren ist eine gute Alternative, wo eine Epiduralanalgesie kontraindiziert ist oder riskant wäre. Eine neue „Wunderwaffe“ ist Lidocain aber offensichtlich nicht: Wenn eine Epiduralanalgesie möglich ist, sollte man dabei bleiben.
Auch Matthias Heringlake und Kevin Pilarczyk warnen davor, Bewährtes zu schnell zum alten Eisen zu werfen: Im Leitlinien-Beitrag zur intraaortalen Ballongegenpulsation verteidigen sie den Einsatz dieses Jahrzehnte alten Instruments bei Hochrisikopatienten in der Herzchirurgie. Zwar seien die neuen, extrakorporalen Kreislaufunterstützungssysteme inzwischen auch routinemäßig einsetzbar – es fehle aber ein direkter Vergleich zur intraaortalen Ballonpumpe in aussagekräftigen Studien speziell für herzchirurgische Indikationen. Anders sei die Situation beim infarktbedingten kardiogenen Schock: Hier sei die Ballonpumpe lange Zeit ohne ausreichende Evidenz eingesetzt worden, und neue Studien wie der IABP-Shock-II-Trial sprächen eher dagegen.
Eins wird hier deutlich: Auch für Altbekanntes brauchen wir manchmal noch frische Evidenz – nicht als blind zu folgender Vorschrift, sondern als verlässliche Grundlage für die richtigen Entscheidungen.
Wir hoffen, dass auch dieser Journal Club wieder dazu beiträgt!
Gernot Marx & Hinnerk Wulf