Meilensteine der Präventionsmedizin. Carl Siegmund Franz Credé (1819–1892), der Credésche Handgriff und die Credésche Augenprophylaxe

1876 war bei mehr als 30 % aller Blinden im Deutschen Reich der Verlust der Sehkraft ursächlich auf eine gonorrhoische Infektion des Konjunktivalsacks zurückzuführen [1]. 1881 führte der Geburtshelfer Carl Siegmund Credé ([Abb. 1]) in Leipzig die Silbernitrat-Augenprophylaxe bei Säuglingen ein – eine medizinhistorische und präventionsmedizinische Großtat. 1986 wurde in Deutschland die bis dato gesetzlich bei Neugeborenen vorgeschriebene Augenprophylaxe mit Argentum nitricum (AgNO₃) nach Credé in eine Empfehlung umgewandelt und 2006 erschien schließlich die letzte Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) zu diesem Thema [3]. Der „Credésche Handgriff“ zur Behandlung der Nachgeburt hat sich seit der Zeit von Semmelweis in über 150 Jahren bewährt, wird in speziellen Situationen noch heute angewandt und findet sich in den Standardlehrbüchern [4].

• Literatur

• 1 Martius H. Lehrbuch der Geburtshilfe. 5. Aufl. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 1962
• 2 Leopold G. Carl Siegmund Franz Credé †. Gedächtnisrede, gesprochen in der gynäkologischen Gesellschaft in Dresden am 14. April 1892. Arch Gynäkol 1892; 42: 194-213
• 3 Maier R, Obladen M. Ist die Credésche Augenprophylaxe mit Silbernitrat noch notwendig?. Online: http://www.dggg.de/leitlinienstellungnahmen/archivierte-stellungnahmen Stand: 05.02.2016
• 4 Dudenhausen JW. Praktische Geburtshilfe. 21. Aufl. Berlin, Boston: DeGruyter Verlag; 2011
• 5 Credé CSF. De omphaloproptosi [Inaugural-Dissertation]. Berlin: 1841
• 6 Credé CSF. Brief an F.A. Brockhaus vom 12. 10. 1864 (medizinhistorische Sammlung Prof. Ebert).
• 7 Ebert AD, David M. Die Gründungsväter der Universitäts-Frauenklinik: Adam Elias von Siebold, Eduard Casper Jakob von Siebold und Dietrich Wilhelm Heinrich Busch. In: David M, Ebert AD, Hrsg. Geschichte der Berliner Universitäts-Frauenkliniken. Berlin, New York: DeGruyter; 2010: 165-186
• 8 Credé CSF. Bericht über die Vorgänge in der Gebärabteilung der Charité zu Berlin während der vier Winterhalbjahre von 1852 bis 1856. Berlin: Th.Chr.Fr.Enslin; 1856
• 9 Credé CSF. Klinische Vorträge über Geburtshülfe. Berlin: August Hirschwald Verlag; 1853: 599ff
• 10 Credé CSF. Über die zweckmäßigste Methode der Entfernung der Nachgeburt. Arch Gynäkol 1881; 17: 260-280
• 11 Credé CSF. Abwehr gegen Ahlfeldʼs „Berichte und Arbeiten aus der geburtshilflich-gynäkologischen Klinik zu Giessen 1881–1882“. Arch Gynäkol 1884; 23: 302-324
• 12 Aresin N. Die Entwicklung der Universitäts-Frauenklinik Leipzig (Triersches Institut) und ihre Leiter. In: Engelberg E, Chefredakteur Karl-Marx-Universität Leipzig 1409 – 1959. Leipzig: Verlag Enzyklopädie; 1959: 228-238
• 13 Credé CSF. Bericht über die Vorgänge in der Königl. Sächsischen Entbindungsschule zu Leipzig seit ihrer Gründung am 5. Februar 1810 bis zum 30. September 1859. Monatsschrift für Geburtshülfe 1860; 15: 191-295
• 14 Wegscheider G. Brief an Credé. In: Hesekiel T, Hrsg. Dr. Gustav Wegscheider (1819 – 1893). Ein Lebensbild in Briefen. Lübeck: Selbstverlag im Copyright; 1981
• 15 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStAPK), I. HA Rep. 76 Kultusministerium, Va Sekt. 4 Tit. IV Nr. 35 Bd. 3: Anstellung, Besoldung und Dienstverhältnisse der ordentlichen und außerordentlichen Professoren in der Medizinischen Fakultät der Universität Breslau, Bd. 3. 1863. – 1868: 62-134
• 16 Credé CSF. Die Verhütung der Augenentzündung der Neugeborenen. Arch Gynäkol 1881; 17: 50-53
• 17 Credé CSF. Die Verhütung der Augenentzündung der Neugeborenen. Arch Gynäkol 1881; 18: 367-370
• 18 Credé CSF. Die Verhütung der Augenentzündung der Neugeborenen. Arch Gynäkol 1883; 21: 179-195
• 19 Olshausen R. Zur Prophylaxe der Conjunctivalblennorrhoe Neugeborener. Zentralbl Gynäkol 1881; 5: 33-35
• 20 Salvisberg H, Schönenberger F. Über die Credéʼsche Prophylaxe der Neugeborenenblennorrhoe. Basel, New York: Verlag S. Karger; 1957