Gesundheitswesen 2018; 80(03): 262-265
DOI: 10.1055/s-0042-108645
Kurzmitteilung/Kasuistik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was berichten Hausärzte und Zahnärzte über ihre Zusammenarbeit? Ergebnisse aus einer qualitativen Exploration

What do General Practitioners and Dentists Report about their Cooperation? A Qualitative Exploration
F. Huettig
1   Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
F. M. Said
1   Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
K. Sippli
1   Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
C. Preiser
2   Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
M. A. Rieger
2   Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Juni 2016 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Ausgehend von wissenschaftlich nachgewiesenen Zusammenhängen von Mund- und Allgemeingesundheit – insbesondere bei alterskorrelierten Erkrankungen – erfordert eine holistische Patientenversorgung die Kooperation von Allgemein- und Zahnmedizinern. Neben der kurativen Versorgung sind dabei auch Aspekte der Prävention berührt. Da beide Arztgruppen administrativ getrennt sind, gilt es aufzuklären: Wie werden die Zusammenhänge zwischen Mund- und Allgemeingesundheit in den Versorgungsalltag von Zahn- und Hausärzten integriert?

Methodik: Es wurden 28 teilstrukturierte Interviews mit Haus- und Zahnärzten in 3 Strukturregionen Baden-Württembergs durchgeführt. Diese Interviews wurden in den Praxen der Teilnehmenden aufgezeichnet, transkribiert und mittels Inhaltsanalyse nach Mayring von 2 Zahnärzten und Soziologen ausgewertet.

Ergebnisse: Zusammenhänge zwischen Mund- und Allgemeingesundheit sind beiden Arztgruppen teilweise bekannt. Dennoch gibt es keine vielfältigen Kontakte. Hausärzte schicken Patienten ohne direkten Kontakt zu Zahnärzten. Anlässe sind vornehmlich ein desolater Zahnstatus, seltener ein therapieresistenter Kopf- und Gesichtsschmerz. Zahnärzte kontaktieren Hausärzte zur Nachfrage oder vor Patientenzuweisung hauptsächlich wegen Medikation und Einschätzung zum Gerinnungsstatus vor operativen Eingriffen. Präventive Aspekte spielen eine untergeordnete Rolle. Kollegiale Rücksprachen hängen maßgeblich von einem „persönlichen Kennen“ ab.

Schlussfolgerung: Die administrative Trennung determiniert die Zusammenarbeit. Es findet eine „Abgrenzung der Mundhöhle im Versorgungsalltag“ statt. Der interdisziplinären Patientenversorgung stehen Hindernisse im Wissenstransfer sowie der täglichen Umsetzung entgegen.

Abstract

Objective: Against the background of well-described associations between oral and general health, the cooperation between general practitioners (GPs) and dentists is crucial. Besides treatment, this includes prevention. Administrative referral between these two professions is not provided by statute. Thus, the study addresses the question: How do dentists and GPs integrate the associations between oral and systemic health in daily routine?

Methods: A total of 28 semi-structured interviews were conducted with GPs and dentists from 3 structurally different regions in the Federal State of Baden-Wurttemberg. Participants were visited in their office. The interviews were recorded, transcribed and analysed by 2 dentists and sociologists using Mayrings’ qualitative content analysis.

Results: Associations between general and oral health are partially known to both practitioners. However, contact between them is limited. GPs send patients directly to dentists, without contacting them – mainly due to a desolate dental status, rarely due to therapy-resistant headache or facial pain. Dentists contact GPs to clarify mainly medication or anticoagulation medications taken by patients prior to invasive procedures. Preventive aspects play a minor part. Consultation essentially depends on acquaintanceship.

Conclusion: Separation by statute determines the cooperation. Oral cavity in daily care is demarcated. Holistic patient care is hindered by a lack of knowledge and daily routines.