Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(02): 118-126
DOI: 10.1055/s-0042-108714
Topthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Telemedizin: Chancen in der Schmerztherapie

Carla Nau
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Publication Date:
21 February 2017 (online)

Zusammenfassung

Die Telemedizin hat besonders in der Schmerztherapie großes Potenzial, die Versorgung der Patienten zu verbessern. Sie bietet die Chance, therapeutische Beratung und Behandlung über die Grenzen spezialisierter Schmerzzentren hinweg auszuweiten. Der folgende Beitrag beleuchtet die Gründe für den Einsatz der Telemedizin in der Schmerztherapie, stellt verschiedene Modelle vor und geht auf wirtschaftliche Aspekte ein.

Abstract

Pain is generally undertreated and there is a need to differentiate and improve access to appropriate pain care. The growing Field of telehealth offers a novel opportunity for pain care, exploiting mainly communicative and pharmacological therapeutic principles. Rationale for telemedicine for the management of chronic pain are the potential to overcome timely, economical, and structural barriers for the access to specialized pain care as well as the general open mindedness of physicians and patients towards this technology. The general usability and effectiveness of telemedicine in pain care has been described. The most prominent applications of telemedicine in pain care are store-and-forward applications and direct consultations. Smartphone applications are easily accessible and inexpensive. The quality and effectiveness of smartphone applications has not been evaluated thoroughly due to a lack of regulatory objectives. Estimations of the cost-effectiveness of telemedicine in pain care are limited due to a lack of data regarding long-term outcome and healthcare utilization after treatment. Telemedicine offers new approaches to improve pain care for the treatment of acute postoperative pain as well. Future challenges will be to start a collaborative effort between developers and health-care professionals to implement evidence-based clinical protocols into telemedicine applications and to evaluate the effectiveness and safety of existing telemedicine programmes.

Kernaussagen
  • Die schmerztherapeutische Versorgung sowohl akuter als auch chronischer Schmerzen ist insgesamt unzureichend und muss weiter ausgebaut und differenziert werden.

  • Das wachsende Feld der Telemedizin ist für den Einsatz in der Schmerztherapie, die vorwiegend kommunikative und medikamentöse Wirkfaktoren nutzt, besonders geeignet.

  • Für einen Einsatz der Telemedizin in der Schmerztherapie spricht nicht nur das Potenzial, zeitliche, ökonomische und gesundheitsstrukturelle Barrieren für den Zugang zu schmerztherapeutischer Versorgung zu überwinden, sondern auch die Aufgeschlossenheit von Ärzten und Patienten dieser Technologie gegenüber.

  • Die grundsätzliche Anwendbarkeit und Wirksamkeit der Teleschmerztherapie bei chronischen Schmerzen ist belegt.

  • Zu den prominentesten Instrumenten der Teleschmerzmedizin zählen die Store-and-Forward-Applikationen sowie die telemedizinischen Konsultationen.

  • Smartphone-Applikationen sind leicht zugänglich und kostengünstig.

  • Die Qualität und Wirksamkeit von Smartphone-Applikationen ist aufgrund fehlender regulatorischer Vorgaben größtenteils nicht oder nicht ausreichend evaluiert.

  • Die endgültige Bewertung der Wirtschaftlichkeit der Teleschmerztherapie steht aufgrund fehlender Daten zu klinischem Outcome, Folgebehandlungskosten und Inanspruchnahme weiterer Gesundheitsleistungen noch aus.

  • Auch für die Behandlung akuter postoperativer Schmerzen eröffnen telemedizinische Ansätze neue Möglichkeiten, die schmerztherapeutische Versorgung zu optimieren.

  • Zu den zukünftigen Herausforderungen gehört, die Etablierung neuer Anwendungen wissenschaftlich stringent zu begleiten und bereits vorhandene Anwendungen rigoros hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Sicherheit zu bewerten.