Aktuelle Urol 2016; 47(06): 497-507
DOI: 10.1055/s-0042-108782
Niere und Nebenniere
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Laparoskopische retroperitoneale Adrenalektomie

J. Rassweiler
,
A. S. Gözen
,
M. Fiedler
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Publication Date:
02 January 2017 (online)

Einleitung

Chirurgische Eingriffe an der Nebenniere sind wegen der Lage des Organs anspruchsvoll: Die Nebennieren liegen tief im Retroperitoneum unterhalb des Zwerchfells. Die Einführung der endoskopischen Chirurgie erleichterte Eingriffe an den Nebennieren, wie schon Gagner im Rahmen seiner ersten laparoskopischen Adrenalektomie 1992 berichtete. Heute wird die laparoskopische Entfernung der Nebenniere als Goldstandard in der Behandlung kleiner adrenaler Tumoren angesehen. Zu den Vorteilen der laparoskopischen Eingriffe gehören kurze Hospitalisierungszeit, geringerer Analgetikabedarf in der postoperativen Phase, kosmetisch günstigere, kleine Narben und frühere Rückkehr zur normalen täglichen Aktivität. Die laparoskopische Adrenalektomie kann über 5 Zugangswege durchgeführt werden:

  • transperitoneal

  • lateral-retroperitoneal

  • posterior-retroperitoneal

  • anatomisch retroperitoneal

  • transthorakal transdiaphragmal

Die transperitonealen und retroperitonealen Eingriffe sind bezüglich der potenziellen Gefährdung von intraabdominellen Organen, des Blutverlusts und der Komplikationen im Rahmen des Zugangs zur Nebenniere vergleichbar ([Tab. 1]).

Tab. 1 Vor- und Nachteile des transperitonealen, lateral-retroperitonealen und posterior-retroperitonealen Zugangs in der laparoskopischen Adrenalektomie.

Zugang

Transperitoneal

Lateral retroperitoneal

Posterior retroperitoneal

Vorteile

  • weiter Arbeitsraum

  • kürzere Lernkurve

  • mehr anatomische Landmarken

  • Möglichkeit der simultanen bilateralen Adrenalektomie

  • keine gastrointestinalen Beeinträchtigungen

  • keine Beeinträchtigung der Atmung

  • kürzere Klinikverweildauer

  • geringerer Schmerzmittelbedarf

  • kürzere Operationszeit

  • direkter Zugang zu den Nebennierengefäßen

  • weniger Manipulation an der Nebenniere

Nachteile

  • potenzielle Beeinträchtigung des Gastrointestinaltrakts

  • potenzielle Beeinträchtigung der Atmung

  • längere Operationszeit

  • keine erneute Operation über denselben Zugang

  • längere Klinikverweildauer

  • höherer Schmerzmittelbedarf

  • engerer Arbeitsraum

  • längere, anspruchsvollere Lernkurve

  • mehr CO2-Absorption

  • höherer Druck < 20 mmHg

  • engerer Arbeitsraum

Der retroperitoneale Zugang erlaubt einen direkteren Weg zur Nebenniere und kann deshalb den Eingriff erleichtern und die Morbidität vermindern. Besonders Patienten mit höhergradiger Adipositas oder vorangegangenen intraabdominellen chirurgischen Eingriffen können von der retroperitonealen Laparoskopie profitieren. In den letzten 3 Jahren haben wir in bestimmten Fällen statt des lateralen den posterioren retroperitonealen Zugangsweg gewählt („posterior-retroperitoneal approach“ – PRA). Dies geschah wegen des direkteren Zugangs zur Nebenniere und der nur minimal notwendigen Manipulation an der Nebenniere.