Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2017; 12(01): 47-57
DOI: 10.1055/s-0042-109279
Grundlagen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen in Orthopädie und Unfallchirurgie

Dirk Stengel
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Publication Date:
07 February 2017 (online)

Systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen prägen seit vielen Jahren das öffentliche Gesundheitswesen. Sie gelten als Quelle bester Evidenz sowohl für die klinische Praxis als auch nationale und internationale Leitlinien. Obwohl sie keine normative Bedeutung besitzen, werden sie selbst von Gutachtern in sozial- und auch haftrechtlichen Prozessen gerne als Beleg des aktuellen medizinischen Kenntnisstands herangezogen. Es besteht häufig Unsicherheit bzw. Unklarheit über die Terminologie. Was ist ein Systematic Review, wie grenzt es sich von einer Metaanalyse ab und was ist das Besondere an einem Cochrane Review? In dieser Arbeit sollen die für Unfallchirurgie und Orthopädie relevanten inhaltlichen und methodischen Kernpunkte illustriert werden.

Kernaussagen
  • Systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen gelten als Quelle bester Evidenz sowohl für die klinische Praxis als auch nationale und internationale Leitlinien.

  • Eine Metaanalyse ist die übergeordnete Zusammenfassung von Daten aus Einzelstudien, die durch den Aggregationsprozess zusätzliche, neue, überraschende oder kontroverse Information generieren kann – sie ist eine Studie von Studien. Das zentrale Prinzip der Metaanalyse ist die Gewichtung von individuellen Studienergebnissen.

  • Systematische Übersichten sollen den gängigen Stand des medizinischen Wissens abbilden. Daher müssen regelhaft überholte Daten bereinigt und eine systematische Übersicht in den aktuellen Kontext gebracht werden.

  • Methodische Alternativen zu den „klassischen“ bivariaten Vergleichen sind Metaregression, IPD-Metaanalyse (IPD = Individual Patient Data), Netzwerkmetaanalysen und indirekte Vergleiche.

  • Die in der Zukunft weiter wachsende Bedeutung von Metaanalysen und systematischen Übersichtsarbeiten verlangt

    • einheitliche Kriterien der Literaturrecherche,

    • eine einheitliche Qualitätsbewertung der Primärliteratur,

    • Standards der Datenextraktion, -speicherung und -pflege und

    • einheitliche statistische Verfahren der Datenprozessierung und -auswertung.