JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2016; 05(06): 250-251
DOI: 10.1055/s-0042-113695
Kolumne · Rechtsticker
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Tobias Weimer
1   WEIMER I BORK – Kanzlei für Medizin- & Strafrecht, Frielinghausstr. 8; 44803 Bochum, URL: info@kanzlei-weimer-bork.de   URL: www.kanzlei-weimer-bork.de
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Heidi Günther
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Publication Date:
07 December 2016 (online)

KOLUMNE

… doch nur Schall und Rauch?

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(Paavo Blåfield)

Nomen est omen

(Plautus (um 250–184 v. Chr.), römischer Komödiendichter)

Mein Sohn heißt Friedrich. Das scheint ja nicht unbedingt etwas Besonderes zu sein, und wäre er 100 oder gar 200 Jahre eher geboren worden, wäre sein Name als durchschnittlich, wenn nicht sogar langweilig durchgegangen, denn um 1900 war Friedrich der beliebteste Jungenname (außer natürlich hier in Bayern!).

Nun ist unser Fritz in den 80ern geboren worden und ich bin mit dieser Namensgebung Familientraditionen gefolgt. Alle ahnen es: Mein Großvater hieß Friedrich, mein Vater und mein Bruder heißen ebenso. Also war das in unserer Familie keine allzu große Überraschung. Für mein soziales Umfeld dann schon eher. Zu dieser Zeit wurden Jungen gern Christian oder Stefan genannt, und bei uns in Ostberlin waren nach meinem Empfinden Maik, Ronny und Kevin die großen Renner. Und da hatte es ein kleiner Fritz nicht ganz so leicht. Es gab Menschen in meinem Umfeld, die diesen Namen kaum über die Lippen gebracht und versucht haben, mit sonderbaren Verniedlichungen die Situation zu umschiffen. Wildfremde Menschen haben mich, nachdem ich nach meinem Sohn gerufen habe, gefragt, ob das Kind wirklich Fritz heißt. Komisch nur, dass ich damals niemals erlebt habe, dass irgendwelche Verwunderungen bei Chantalle Schmidt aufgetreten sind. Das war offensichtlich das Normalste auf der Welt. Aber wir waren dem Geschmack der Zeit damals nicht treu oder meilenweit voraus. Denn in den letzten Jahren haben alte Namen wie Paul, Johannes und auch Friedrich wieder und zum Glück Oberwasser und sind voll im Trend.

Wenn wir das alte Sprichwort, dass Namen nur Schall und Rauch sind, bemühen, zeigt es uns nur, wie groß die Beliebigkeit von Namen und Bezeichnungen sein kann und wie wenig sie auf das Wesentliche hinweisen können. Das ist natürlich bei Firmen jeder Art und auch Kliniken etwas ganz anderes. Wir alle kennen die Firmen „Oetker“ – gegründet von August Oetker, „Linde“ – Carl von Linde, Porsche – Ferdinand Porsche. Auch Dirk Rossmann kennen wir aus den Medien und es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon in der Drogerie „Rossmann“ eingekauft hat.

Ich arbeite, wie der unten angegebenen Mailadresse zu entnehmen ist, in einer der „Schön-Kliniken“, benannt nach seinem Inhaber, Dieter Schön. Ich finde, es ist ein ausgesprochen schöner Name für eine Klinik. „Schön“ ist ein Synonym für attraktiv, angenehm, wundervoll, reizend und vieles mehr. Er klingt weich und positiv. Außerdem macht es dieser Name auch leicht, Projekten und Initiativen wohlklingende und markige Namen zu geben. Es gibt bei uns für die Patienten ein „Schön-Café“, und Meinungen und Rückmeldungen jeder Art können in einem „Schön-Moment“ festgehalten werden. Es gibt für die Mitarbeiter Aktionen wie „schöner starten“, „schön gesund“, „schön privat“ und „schön clever“. Nicht auszudenken, welche Missverständnisse entstehen könnten, wenn ein Herr Böse oder Herr Schwarz Eigner dieser Kliniken wären. Es hätte also schlimmer kommen können und wir haben es doch eigentlich ganz gut getroffen. Und für unsere Arbeit ist der Name gewissermaßen Programm – zumindest bemühen wir uns sehr.

Andere haben es nicht so leicht. Im Internet konnte ich recherchieren, dass es auch skurrile Firmennamen gibt. Wenn die Herren Winter und Rost einem Autohaus ihren Namen geben. So geschehen in Elsterwerder. Oder wenn Marion Todt in Plauen/Vogtland ein Bestattungsunternehmen führt. Von dem Abschleppdienst Norbert Schwanz aus Bad Freienwalde gar nicht zu reden.

Auch die Pharmaunternehmen dieser Welt haben so ihre liebe Not. Sollen doch ihre Präparate durch einzigartige Namen auf dem Markt bekannt werden, seriös erscheinen und bestehen.

Dazu ein Beispiel (und dieses Mal kopiere ich mal gleich aus meinem geliebten Wikipedia, weil besser hätte ich es auch nicht zusammenfassen können!). Wissenschaftlicher Name: 7-Chlor-1-methyl-5-phenyl-3-hydro-1,4-benzodiazepin-2-on, Trivialname: Diazepam (bei dem ein Apotheker wegen der Endung -am schon ableiten kann, dass es sich um ein Benzodiazepin handelt), Medikamentenname: Valium – und jeder kennt es!

Für die Antibabypillen beispielsweise mussten weiche, feminine Namen herhalten. So entstanden dann Produktnamen wie Yasmin oder Yasminelle, Bellissima oder Enriqa. Abführmittel sind meist an dem „-lax-“ irgendwo im Namen zu erkennen. Bei den Antibiosen bin ich nur froh, dass zum Beispiel Cotrim auch bei meiner Mutter als solches bekannt ist und sie sich nicht Trimethoprim/Sulfamethoxazol merken muss.

Um noch einmal auf meinen Sohn Fritz zurückzukommen: Er wird Ende des Monats heiraten und seine Frau wird dann auch Günther heißen. Ganz normal werden manche denken. Aber es gibt auch andere Situationen. Ich habe einen Kollegen. Ein in Deutschland geborener Kurde mit einem sehr kurdischen Namen. Dieser hat nach seiner Hochzeit den Namen seiner deutschen Frau angenommen. Und das nicht, weil er ein so progressiver, moderner Mann ist. Sondern weil er zum Beispiel bei der Suche nach einer Wohnung, wenn er am Telefon seinen Namen nannte, keine Chance hatte, überhaupt in Betracht gezogen zu werden, sich für diese Wohnung vorzustellen. Während seine Frau Minuten später beim gleichen Anbieter sofort einen Termin für eine Besichtigung bekam. So kann es auch sein mit dem Schall und Rauch!

In diesem Sinne, Ihre

Heidi Günther
hguenther@schoen-kliniken.de