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DOI: 10.1055/s-0042-114345
Kleine Maßnahmen, große Wirkung!
Publication History
Publication Date:
24 November 2016 (online)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es ist jetzt die Jahreszeit, in der Geschenke eine Rolle spielen. Dabei möchten die Herausgeber nicht vertiefen, dass nicht zu spät mit dem Einkaufen und Basteln von Weihnachtsgeschenken begonnen werden sollte. Nein, sie möchten dankbar daran erinnern, dass zwar die meisten Fortschritte in der Neonatologie auf stetiger harter klinischer und wissenschaftlicher Arbeit beruhen, dennoch aber einige Erkenntnisse wie ein Geschenk überraschend und plötzlich gewonnen werden.
So beruhte die Einführung der CPAP-Methode, die am Anfang der Intensivneonatologie stand, vor 50 Jahren auf nur wenigen Studien. Auch die Hochfrequenzoszillationsbeatmung wurde als intensivmedizinische Behandlungsmethode zufällig entdeckt, als man bei tierexperimentellen Studien zur Herzfunktion für die echokardiografische Myokardbeurteilung eine stillstehende Lunge benötigte. Selbst die milde Hypothermie nach perinataler Asphyxie wirkte hinsichtlich ihres wissenschaftlichen Aufwandes bei Einführung im Vergleich zu den zahlreichen untersuchten neuroprotektiven Pharmaka eher als Geschenk. Die heute fast als Goldstandard geltende nicht-invasive Surfactant-Verabreichung bei sehr unreifen Frühgeborenen unter Spontanatmung war nicht Gegenstand der aufwändigen Surfactant-Einführungsstudien.
Den Geschenken in der Neonatologie ist auch die dramatische Senkung der SIDS-Todesfälle bei jungen Säuglingen hinzuzurechnen. Über mehr als 100 Jahre waren Tausende von plötzlich und unerwartet verstorbenen Säuglingen von Kinderpathologen und Rechtsmedizinern obduziert und untersucht worden. Zahlreiche Hypothesen zur Ursache und Pathogenese des Plötzlichen Säuglingstodes waren aufgestellt worden. Ein Konzept zur Vermeidung dieser Todesfälle ergab sich aus keiner dieser zahlreichen teilweise mit respektablen Impact-Faktoren belohnten Publikationen.
Erst die Publikation einer Untersuchungsreihe an weniger als 100 SIDS-Opfern im damals Impact-Faktor-freien Deutschen Ärzteblatt im November 1991 führte zu der Empfehlung, Säuglinge nicht zum Schlafen auf den Bauch zu legen. Diese Empfehlung wurde von den Eltern in Deutschland befolgt und führte dazu, dass heute jährlich 1000 Säuglinge weniger sterben.
Grund genug, unser Editorial diesem 25-jährigen Jubiläum zu widmen!
Herzliche Grüße,
Ihre Herausgeber
PD Dr. med. Axel Hübler
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Klinikum Chemnitz gGmbH
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg