Handchir Mikrochir Plast Chir 2016; 48(05): 253-259
DOI: 10.1055/s-0042-115018
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pollizisation des Zeigefingers bei kongenitaler Daumenhypolasie

Pollicization of the Index Finger in Patients with Congenital Thumb Hypoplasia
U. Moser
1   Universitätsklinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
G. Singer
2   Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
B. Schmidt
2   Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
S. Spendel
3   Universitätsklinik für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Medizinische Universität Graz, Österreich
› Author Affiliations
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Publication History

eingereicht 04 October 2015

akzeptiert 08 August 2016

Publication Date:
31 August 2016 (online)

Zusammenfassung

Kongenitale Daumenhypoplasien sind Teil der radialen Reduktionsfehlbildung und können sowohl als alleinige Fehlbildung als auch in Kombination mit weiteren Malformationen vorkommen. Die Reduktionsfehlbildung des Daumens wird in 5 Grade eingeteilt und reicht von gering ausgeprägter Hypoplasie bis zur Aplasie des Daumens. Die Daumenhypoplasie führt zu einer dem Schweregrad entsprechenden Störung der Greiffunktion. Der Grad der Daumenhypoplasie ist ausschlaggebend für die Wahl der Therapie. Ab dem Stadium 3B stellt die Wiederherstellung des Daumens mittels Pollizisation des Zeigefingers die Behandlungsmethode der Wahl dar. Dabei wird der Zeigefinger zu einem Daumen umgeformt und unter Beibehaltung der Gefäße und Nerven an die Position des Daumens transponiert. Das Skelett muss verkürzt, rotiert und abduziert werden. Die Muskulatur wird anschließend, angepasst an die Funktion des neuen Daumens rekonstruiert. Dieses Vorgehen ermöglicht eine Wiederherstellung mit höchst möglicher Stabilität, Sensibilität und Beweglichkeit. Bei isolierter Daumenhypoplasie liefert die Pollizisation des Zeigefingers gute Resultate, die auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben. Bei assoziierten Anomalien sind die Ergebnisse wegen der präexistenten Steifheit des Zeigefingers weniger verlässlich, stellen aber trotzdem keine Kontraindikation für die Pollizisation des Zeigefingers dar.

Abstract

Congenital thumb hypoplasia is a radial deficiency occurring in the form of sole dysplasia or in combination with additional aberrations. Thumb hypoplasia can be categorised into 5 grades ranging from mild deformity to complete absence of the thumb. Thumb hypoplasia leads to a disturbance of grip function depending on its severity. The choice of treatment is based on the degree of thumb hypoplasia. For hypoplasia greater than grade 3B, restoration of the thumb using pollicization of the index finger is the treatment of choice. For this purpose the index finger is transformed into a thumb and is transposed to the position of the thumb with vessels and nerves being retained. The skeleton has to be shortened, rotated and abducted, followed by reconstruction of the muscles in line with the function of the new thumb. This procedure facilitates a restoration with maximal stability, sensitivity and mobility. In cases of isolated thumb hypoplasia, pollicization of the index finger yields good results persisting into adulthood. If associated aberrations are present, the outcome is less predictable because of the preexistent stiffness of the index finger. Nevertheless, associated aberrations do not represent a contraindication for index finger pollicization.