Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(03): 247-250
DOI: 10.1055/s-0042-115856
Geschichte der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berühmte Gynäkologen. Deutsche Nobelpreiskandidaten in der Gynäkologie 1901–1920

Nils Hansson
,
Thorsten Halling
,
Friedrich Moll
,
Heiner Fangerau
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Publication History

Publication Date:
02 November 2016 (online)

Keinem Gynäkologen wurde bisher der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin verliehen – an Kandidaten allerdings hat es nicht gefehlt. Bereits in den ersten Jahrzehnten nach der erstmaligen Nobelpreisvergabe 1901 standen wiederholt Gynäkologen auf den Nominierungslisten. Eine Nominierung ist bereits in dieser Zeitschrift besprochen worden: Andreas D. Ebert und Matthias David kommentierten den Vorschlag für Ernst Philipp (1893–1961) im Jahr 1957 aus der Feder Walter Stoeckels (1871–1961) [1]. Doch auch andere deutsche Gynäkologen hatten Chancen auf den begehrten Preis, denn bis in die 1930er-Jahre erhielten – anders als in den letzten Dekaden – mehr Kliniker als Grundlagenforscher die Auszeichnung [2]. Darüber hinaus hatte die Gynäkologie in Deutschland noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert einen dynamischen Aufschwung erfahren, sodass sie zu den etablierten und anerkannten Fächern gehörte. Bereits 1877 war der Versuch unternommen worden, aus der Sektion Gynäkologie der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte e. V. (GDNÄ) heraus eine eigenständige Gesellschaft zu gründen und einen eigenständigen Kongress zu organisieren. Dies schlug aber zunächst fehl, da zu dieser Zeit die Notwendigkeit einer von der Naturforscherversammlung unabhängigen Tagung noch nicht von einer Mehrheit der dort organisierten Gynäkologen gesehen wurde [3], [4]. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wurde aber wenig später im Jahr 1885 etabliert und die Kommunikation unter Kollegen war durch neue Zeitschriften wie „Archiv für Gynäkologie“ (1870), „Beiträge zur Geburtshülfe und Gynäkologie“ (1872), „Zeitschrift für Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ (1875/76) und „Centralblatt für Gynäkologie“ (1877) gefördert worden [5].