OP-Journal 2016; 32(02): 106-113
DOI: 10.1055/s-0042-116236
Artikel zum Leitthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Implantatentfernung nach Osteosynthese beim alten Menschen

Implant Removal After Fracture Fixation in Elderly Patients

Authors

  • Jan Pützler

  • Richard Stange

  • Christoph Domnick

  • Michael Raschke

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Oktober 2016 (online)

Preview

Zusammenfassung

Im Allgemeinen sind alte Patienten aufgrund schlechterer Knochenqualität, vorbestehenden Deformitäten, Degenerationen und oft kompromittierten Weichteilverhältnissen im Rahmen vaskulärer Vorerkrankungen eher gefährdet, eine perioperative Komplikation zu erleiden als jüngere Patienten. Die Indikation zur Implantatentfernung (IE) ist daher bei diesem Patientengut sehr streng zu stellen. Es zeigt sich jedoch in Deutschland in den vergangenen 10 Jahren ein Anstieg an IE bei älteren Patienten (≥ 65 Jahren; + 7 %), obwohl die Gesamtzahl der IE über alle Altersgruppen hinweg eher abgenommen hat (− 7 %). Aufgrund einer Morbiditätskompression bestehen bei älteren Patienten immer seltener absolute Kontraindikationen gegen den operativen Eingriff. Es muss jedoch immer eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen und der Patient muss aktiv in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Die frühzeitige IE bei beschwerdefreien älteren Patienten, mit dem Ziel, einen möglichen späteren Eingriff zur Endoprothesenimplantation im Bereich von Knie, Hüfte und Schulter zu vereinfachen, ist aufgrund des Risikos des zusätzlichen Eingriffs nicht zu empfehlen. Ein einzeitiger Wechsel zu einer Endoprothese kann meist trotz lang einliegender Osteosynthesematerialien gut gelingen. Eine IE ist daher ausschließlich symptomatischen Patienten zu empfehlen.

Abstract

Elderly patients (≥ 65 years) are more likely to suffer from perioperative complications due to preconditions, including osteopenia, deformities, degeneration and often compromised soft tissue in the context of vascular diseases. Thus, the indication for implant removal must be very strict. However, in the last decade, the number of implant removals in Germany has risen in elderly patients (+ 7 %), while the number throughout all age groups has declined (− 7 %). As a result of morbidity compression, there is frequently a lack of clear contraindications against surgery in elderly patients. Nevertheless, an individual risk-benefit analysis has to be made in every case and the patient has to take part in in the decision-making process. Early removal of an implant in asymptomatic elderly patients to facilitate possible future arthroplasty cannot be recommended, as there is an inherent risk of the additional surgical intervention. One-stage exchange from fracture fixation device to prosthesis can succeed in most cases. Therefore, implant removal can only be recommended to symptomatic patients.