RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0042-117975
Kasuistik: Frühgeburt im Rettungsdienst - Versorgung eines extremen Frühgeborenen nach häuslicher Sturzgeburt
Preclinical birth of an extremely premature infant - a case reportPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
24. November 2016 (online)

Zusammenfassung
Geburtshilfliche Notfälle im Rettungsdienst sind selten. Eine extreme Frühgeburt im präklinischen Kontext stellt eine ausgesprochene Rarität dar. Im folgenden Fallbericht wurden die beteiligten Rettungskräfte unerwartet mit einer häuslichen Sturzgeburt in der 23. SSW konfrontiert. Die außerordentliche Unreife des Neugeborenen an der Grenze der Lebensfähigkeit stellte besondere Anforderungen an Versorgung, Ausstattung, Infrastruktur, Kompetenz und Ethik. Eine ähnliche Fallbeschreibung liegt unserer Kenntnis nach bisher nicht vor.
Abstract
Obstetrical emergencies requiring emergency medical service are very rare. An extremely premature birth in a preclinical setting is certainly exceptional. In the following case report, the emergency medical team was unexpectedly faced with the home birth of a fetus at the 23rd week of gestation. Prematurity at the edge of viability poses a challenge to first care, equipment, infrastructure, expertise and clinical ethics. To the authors’ knowledge, there is no comparable case report published so far.
Kernaussagen
-
Wärmeerhalt hat hohe Priorität, kann bei Neugeborenen präklinisch aber mitunter schwer möglich sein.
-
Nach einer Frühgeburt gibt es 2 Patienten: Auch die Mutter muss untersucht und betreut werden. Es können lebensbedrohliche postpartale Blutungen auftreten.
-
Bei Frühgeborenen kann die fehlende Lungenreife problematisch sein (< 28. Schwangerschaftswoche).
-
Bei extremen Frühgeborenen kommt das notfallmedizinisch mitgeführte Equipment an seine Grenzen.
-
Einsatzplanung und Kommunikation zwischen Rettungsdienstpersonal, Leitstelle, Krankenhaus und Betroffenen spielen eine große Rolle.
-
Die Intubation von Frühgeborenen kann selbst mit großer Erfahrung äußerst schwierig sein und sollte aufgrund der hohen Verletzungsgefahr nicht erzwungen werden, wenn eine suffiziente Ventilation anderweitig sichergestellt werden kann.
-
Die Prognose von außerklinisch geborenen Frühgeborenen ist sehr schlecht.
-
Die Entscheidung für oder gegen eine weitere Therapie kann bei limitierter Informationslage am Einsatzort nur eingeschränkt getroffen werden.
-
Literatur
- 1 AQUA – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH. Bundesauswertung zum Verfahrensjahr 2014 16/1 – Geburtshilfe. Im Internet: https://www.sqg.de/downloads/Bundesauswertungen/2014/bu_Gesamt_16N1-GEBH_2014.pdf (Stand: 07.07.2016)
- 2 Jones P, Alberti C, Julé L et al. Mortality in out-of-hospital premature births. Acta Paediatr 2011; 100: 181-187
- 3 Bernhard M, Freerksen N, Hainer C et al Prähospitale geburtshilfliche Notfälle in einem bodengebundenen städtischen Notarztsystem. Anaesthesist 2009; 58: 353-361
- 4 Wyllie J, Bruinenberg J, Roehr C et al Die Versorgung und Reanimation des Neugeborenen. Kapitel 7 der Leitlinien zur Reanimation 2015 des European Resuscitation Council. Notfall Rettungsmed 2015;
- 5 Laptook AR, Salhab W, Bhaskar B. Admission temperature of low birth weight infants: predictors and associated morbidities. Pediatrics 2007; 119: e643-649
- 6 García-Muñoz Rodrigo F, Rivero Rodríguez S, Siles Quesada C. Hypothermia risk factors in the very low weight newborn and associated morbidity and mortality in a neonatal care unit. An Pediatr (Barc) 2014; 80: 144-150
- 7 Chang HY, Sung YH, Wang SM et al Short- and long-term Outcomes in very low birth weight infants with admission hypothermia. PLoS One 2015; 10: e0131976
- 8 Miller SS, Lee HC, Gould JB. Hypothermia in very low birth weight infants: distribution, risk factors and outcomes. J Perinatol 2011; 31 (Suppl. 01) 49-56
- 9 Leadford AE, Warren JB, Manasyan A et al Plastic bags for prevention of hypothermia in preterm and low birth weight infants. Pediatrics 2013; 132: e128-134
- 10 Belsches TC, Tilly AE, Miller TR et al Randomized trial of plastic bags to prevent term neonatal hypothermia in a resource-poor setting. Pediatrics 2013; 132: e656-661
- 11 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S2k-Leitlinie: Frühgeborene an der Grenze der Lebensfähigkeit. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 024/019 Im Internet: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/024-019l_S2k_Fr%C3%BChgeburt_Grenze_Lebensf%C3%A4higkeit_2014-09.pdf (Stand: Juli 2016)