Z Orthop Unfall 2017; 155(02): 194-200
DOI: 10.1055/s-0042-118602
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss von Komorbiditäten auf die Revisionsrate im 1. Jahr postoperativ nach Primärimplantation einer Hüfttotalendoprothese

Influence of Comorbidities on Revision Rate within the First Year after Primary Total Hip Arthroplasty
Roman Nesslage
1   Orthopädische Klinik im Diakovere Annastift, Medizinische Hochschule Hannover
,
Kerstin Radtke
1   Orthopädische Klinik im Diakovere Annastift, Medizinische Hochschule Hannover
,
Lisa Hohloch
2   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg
,
Thilo Flörkemeier
1   Orthopädische Klinik im Diakovere Annastift, Medizinische Hochschule Hannover
,
Henning Windhagen
1   Orthopädische Klinik im Diakovere Annastift, Medizinische Hochschule Hannover
,
Gabriela von Lewinski
1   Orthopädische Klinik im Diakovere Annastift, Medizinische Hochschule Hannover
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Januar 2017 (online)

Preview

Zusammenfassung

Hintergrund Jedes Jahr wird in Deutschland eine hohe Gesamtanzahl an Hüfttotalendoprothesenimplantationen (H-TEP-Implantationen) durchgeführt. Jeder Faktor, der zur Notwendigkeit der Revision einer solchen Hüfttotalendprothese beiträgt, kann somit potenziell nicht nur zu schwerwiegenden klinischen Komplikationen des einzelnen betroffenen Patienten führen, sondern auch zu bedeutenden ökonomischen Konsequenzen innerhalb eines ganzen Gesundheitssystems. Ziel dieser Studie war es daher, die Komorbiditäten bei Primärimplantation einer H-TEP zu identifizieren, die einen Einfluss auf die Revisionsrate haben.

Patienten/Material und Methoden Insgesamt wurden in dieser retrospektiven Studie 867 Patienten eingeschlossen. Alle Revisionen, die innerhalb eines Jahres nach H-TEP-Primärimplantation und in der primär operierenden Klinik stattfanden, wurden analysiert. Anhand administrativer Daten registrierten wir bestehende Komorbiditäten mithilfe der Definition nach Elixhauser, welche 30 Krankheiten beinhaltet. Um Korrelationen zwischen Komorbidität und Revisionsrisiko zu überprüfen, nutzten wir das Cox-Regressionsmodell sowie den Exakten Test nach Fisher. Ergebnisse: 41 Patienten benötigten innerhalb des 1. Jahres nach H-TEP-Implantation eine Revisionsoperation. Das Vorliegen von einer oder mehr der untersuchten Nebendiagnosen ist mit einem erhöhten Revisionsrisiko assoziiert. Ebenfalls zeigte sich für Mangelanämie, Übergewicht, Substanzmissbrauch, Alkoholabusus, Flüssigkeits- und Elektrolytstörung und periphere Gefäßerkrankungen ein signifikant gesteigertes Revisionsrisiko (p < 0,05).

Schlussfolgerung Es zeigten sich neben der Gesamtanzahl bestehender Komorbiditäten auch einige spezifische Krankheiten als unabhängige Einflussfaktoren, die das Risiko einer Revision innerhalb eines Jahres nach H-TEP-Primärimplantation erhöhen. Die gewonnenen Informationen können hilfreich sein, um die prä- und postoperative Risikoabschätzung und Patientenauswahl zu verbessern und damit die Komplikationsrate in der Hüftendoprothetik zu senken.

Abstract

Background Total hip arthroplasty (THA) is very frequently performed. Despite low complication rates, revisions play an important clinical and economical role. The aim of this study was to identify comorbid diseases of patients undergoing primary THA and their potential influence on the survival of hip replacements.

Patients/Material and Methods A total of 867 patients were included in this retrospective study. All revisions were reviewed that took place at our hospital within one year of primary implantation of THA. Comorbid diseases were detected by administrative data, using the Elixhauser definition, which includes thirty diseases. The Cox regression model and Fisherʼs exact test were used to examine correlations between comorbidities and risk of revision.

Results 41 Patients required re-operation within the first year of surgery. The presence of one or more of the analysed comorbidities was associated with a greater risk of revision. Deficiency anemia, obesity, drug abuse, alcohol abuse, fluid and electrolyte disorders and peripheral vascular disorders were associated with increased risk of revision (p < 0.05 for all comparisons). Conclusion: The total number of comorbidities and specific comorbid diseases was independently associated with an increased risk of re-operation within the first year of total hip arthroplasty. This information could be helpful in pre- and post-operative risk adjustment and patient selection.