PSYCH up2date 2017; 11(01): 19-30
DOI: 10.1055/s-0042-119321
Abhängigkeitserkrankungen

Diagnostik und Therapie der Internetabhängigkeit

Bert Theodor te Wildt
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Mindestens 1 % der Jugendlichen oder Erwachsenen erfüllt die Suchtkriterien der Internetabhängigkeit – mit steigender Tendenz. Risiken dafür haben Personen mit geringer Offline-Selbstwirksamkeit. Diesen kann mit kognitiv-behavioraler Therapie geholfen werden.

Kernaussagen
  • Die Abhängigkeit vom Internet, insbesondere von Online-Computerspielen, sozialen Netzwerken und Online-Pornografie, wird international zunehmend als Verhaltenssucht verstanden.

  • Suchtkriterien, wie sie bei der Diagnostik von substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankungen geltend gemacht werden, haben sich auch bei der Internetabhängigkeit bewährt.

  • Prävalenzschätzungen für Deutschland gehen von einer Häufigkeit von etwa 1 % aus, wobei der Anteil in jüngeren Populationen bereits deutlich höher liegt und deshalb bis auf Weiteres von einer Zunahme ausgegangen wird.

  • In Diagnostik und Behandlung sind komorbide Störungen wie Depressionen, Angsterkrankungen, ADHS und substanzgebundene Abhängigkeiten zu berücksichtigen, nicht zuletzt wenn auch eine Psychopharmakotherapie in Erwägung gezogen wird.

  • Als Mittel der Wahl gilt die Psychotherapie, wobei die beste Datenlage für kognitiv-behaviorale Verfahren besteht, insbesondere in Form einer störungsspezifischen manualisierten Gruppentherapie.

  • Als Abstinenzziel empfiehlt sich eine komplette Abstinenz von denjenigen digitalen Anwendungen, auf die sich das Suchtverhalten bezieht, wobei die Behandlung gleichzeitig immer auch darauf abhebt, neue analoge Handlungsspielräume zu erschließen.

  • In besonders schweren und chronifizierten Fällen kann auch eine stationäre Therapie in spezifischen psychotherapeutischen Behandlungssettings sinnvoll sein.



Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Januar 2017 (online)

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