RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0042-119427
„Die Haut - der Spiegel (nicht nur) der Seele“
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
17. November 2016 (online)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen, liebe Leser,
Erkrankungen der Haut gehören zu den häufigsten Ursachen, die einen Patienten in die Sprechstunde eines Arztes führen. Gleichzeitig gehören v. a. chronische Verlaufsformen zu den hartnäckigsten Krankheitsbildern in Bezug auf ihre Therapie. Als man Ende der 1960er-Jahre die externen Kortikoide entwickelt hatte, schien die Therapie von Hautkrankheiten ein Kinderspiel zu werden. Infektiöse Hauterscheinungen konnten mit Antibiotika und Antimykotika beseitigt werden, entzündliche, allergische und selbst schwere chronische Hautkrankheiten wie Psoriasis oder Neurodermitis waren mithilfe externer, notfalls auch interner Kortikoide in wenigen Tagen zum Abklingen zu bringen. Warum gibt es dann heute überhaupt noch so viele Hautpatienten? Die Antwort, die sich aufdrängt, lautet: Möglicherweise gerade - auch - wegen dieser scheinbaren Fortschritte der modernen (symptomorientierten, supprimierenden) Medizin.
Dass die Haut mehr ist, als nur eine Schutzhülle über unsere Innereien, ist mittlerweile allseits bekannt. Sie ist Grenzfläche, Kontakt- und Kommunikationsorgan, Sinnes- aber auch Resorptions- und Exkretionsorgan. Über ihre Verbindung zum vegetativen Nervensystem dient sie zudem der Temperaturregulation und kann die Ausschüttung verschiedener Hormone bewirken.
Speziell in ihrer Eigenschaft als Ausscheidungsorgan ist sie gleichzeitig eine Art Fenster nach innen. Auch wenn es nicht immer so klar und spezifisch ist wie z. B. beim Ikterus. Ebenso Akne, Follikulitiden, Abszesse, Ekzeme und selbst Warzen und Mykosen sind nicht nur eine Folge von Vererbung, Hormonen und schicksalshaften Mikroben.
Warum bekommt nur einer von zehn Schwimmbadbesuchern einen Fußpilz und die anderen neun nicht, obwohl alle mit den gleichen Erregern in Kontakt gekommen sind? Warum gibt es immer mehr kleine Kinder mit Neurodermitis, obwohl dessen Eltern und Großeltern weder diese noch eine andere atopische Erkrankung haben? Warum kommt es überhaupt zu Autoimmunkrankheiten wie Sklerodermie oder Erythematodes? Die moderne Medizin weiß es nicht. Die Naturheilkunde schon: Viele Hautkrankheiten sind die logische und konsequente Folge andauernder Störungen der Ausscheidungsbemühungen des Organismus durch Unterdrückung seiner Selbstheilungskräfte infolge permanenter Fehlhandlungen und Fehlbehandlungen.
Diese Zusammenhänge sind nicht erst seit Pischinger, Reckeweg und Heine bekannt. Schon die alten Humoralpathologen bis zurück zu Hippokrates beschreiben und erklären, ähnlich wie die alten östlichen Medizinsysteme TCM und Ayurveda, Hauterscheinungen als Folge innerer Störungen. Und damit sind nicht nur organisch-somatische gemeint. Auch die Seele zeigt sich hier. Deshalb verschlimmert sich z. B. der Juckreiz von Neurodermitis-Patienten bei Stress und bessert sich die Akne bei frisch verliebten Jugendlichen.
Einige wichtige Therapiemethoden, die der ganzheitlichen Sichtweise Rechnung tragen, haben wir in diesem Heft zusammengestellt. Auch wenn noch immer die meisten Dermatologen der Meinung sind, dass die Ernährung keinen Einfluss auf die Haut hat, darf dieses wichtige Gebiet natürlich nicht fehlen. Insbesondere auch der Zusammenhang mit dem Mikrobiom, das in letzter Zeit erheblichen Wissenszuwachs erlebt. Darüber hinaus bekommen Sie eine Fülle von Anregungen aus dem Bereich der Homöopathie, der Phytotherapie, der orthomolekularen Medizin, dem Ayurveda und auch der Mesotherapie, die einigen Kolleginnen und Kollegen vielleicht noch nicht so geläufig ist.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Freude und neue Erkenntnis bei der Lektüre dieses Heftes und dass sich Ihre Patienten wohler fühlen in Ihrer Haut, nach Anwendung dieser Verfahren.
Herzlichst Ihr
Peter W. Gündling