Der Klinikarzt 2016; 45(12): 643
DOI: 10.1055/s-0042-119971
Forum der Industrie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Morbus Crohn

Therapieeskalation bei Risikofaktoren für schweren Verlauf
Further Information

Publication History

Publication Date:
30 December 2016 (online)

Bei pädiatrischen und erwachsenen Morbus-Crohn-Patienten, die Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf aufweisen, sei zur Remissionsinduktion bereits frühzeitig eine Therapieeskalation wie die Anti-TNF-Therapie in Erwägung zu ziehen. Dies erklärten Experten während des AbbVie-Symposiums „Morbus Crohn - unterschiedliche Therapien für unterschiedliche Altersstufen?“ [1], [2].

Therapie bei Patienten unter 18: Risikofaktoren für schweren Verlauf beachten

Die Inzidenz für pädiatrischen Morbus Crohn ist in Westeuropa in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen und liegt derzeit bei jährlich 5-11 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner [3]. Die Therapie bei Patienten unter 18 Jahren hängt maßgeblich von der Krankheitsaktivität und dem Entwicklungszustand der Betroffenen ab [4]. „Besonderes Augenmerk gilt Kindern und Jugendlichen, die bei Diagnosestellung bereits bestimmte Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf des Morbus Crohn aufweisen. Hierzu zählen unter anderem tiefe Ulzerationen, eine anhaltend hohe Entzündungsaktivität, ein ausgedehnter Befall des gesamten Colons, Wachstumsstörungen sowie extraintestinale Manifestationen“, bemerkte Dr. Jan Däbritz aus Rostock. So liegt der Anteil an Patienten unter 18, die bei Diagnosestellung bereits eine deutliche Wachstumsretardierung aufweisen, bei 12 %. Ebenfalls 12 % der pädiatrischen Patienten zeigen einen Morbus Crohn mit extraintestinalen Manifestationen wie Haut- oder Gelenkbeteiligung [3]. Bei Kindern und Jugendlichen mit entsprechenden Risikofaktoren sollte zur Remissionsinduktion zügig eine Therapieeskalation erfolgen und früh eine Behandlung mit einem TNF-Antagonisten wie Adalimumab in Erwägung gezogen werden. Die Anti-TNF-Therapie könne darüber hinaus bei hoher Krankheitsaktivität, die bei vielen Patienten auftrete, zur Remissionserhaltung eingesetzt werden, erklärte Däbritz [1].


#

Leitliniengerechte Therapie bei erwachsenen Morbus-Crohn-Patienten

Wie Dr. Roland Eisele aus Blaubeuren erklärte, bestehe das Therapieziel von erwachsenen Patienten ebenfalls in der dauerhaften Normalisierung der Lebensqualität, die sich primär durch die schnelle Induktion einer klinischen Remission erreichen ließe. Mit modernen Behandlungsoptionen wie der Anti-TNF-Therapie könne hierbei gar eine Mukosaheilung angestrebt werden. „Dauerhaftes Ziel der Therapie ist die Aufrechterhaltung der klinischen Remission, die eine strukturelle Schädigung des Darms und somit einen chirurgischen Eingriff vermeiden soll“, sagte Eisele [2]. Bei erwachsenen Patienten, die an einem therapierefraktären Morbus Crohn mit mittlerer bis hoher Aktivität leiden, soll nach den bestehenden Leitlinien zwischen einer chirurgischen Intervention und einer Therapieeskalation mit TNF-Antagonisten abgewogen werden. Demnach ist bei Patienten mit Kolonbefall oder Befall des oberen Gastrointestinaltrakts, verbunden mit Fisteln sowie bestimmten extraintestinalen Komplikationen, die Anti-TNF-Therapie indiziert [5]. Bei Personen, die prädiktive Faktoren für einen komplizierten Verlauf der Erkrankung aufweisen, sollte ebenfalls eine Therapieeskalation mit einem TNF-Antagonisten in Erwägung gezogen werden. Zu den prädiktiven Faktoren zählen tiefe Ulzerationen, auffällige Befallsmuster sowie Komplikationen wie Fisteln und Stenosen [5].


#

Adäquate Betreuung bei Wechsel in Erwachsenenmedizin

Der begleitete Übergang von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin, der als Transition bezeichnet wird, spielt neben der medikamentösen Therapie eine entscheidende Rolle beim Krankheitsmanagement. Eine Studie mit 72 heranwachsenden Morbus-Crohn-Patienten, die beim Wechsel in die Erwachsenenmedizin ein medianes Alter von 18 Jahren aufwiesen, belegt die Überlegenheit der Transition gegenüber eines unbegleiteten Transfers [6]. Demnach befanden sich 69 % der Patienten nach einer strukturierten Transition zum Zeitpunkt des Übergangs in die Erwachsenenmedizin in klinischer Remission, wohingegen nur 39 % der Patienten der Transfergruppe eine Remission erreichten (p = 0,01). Die Überlegenheit der Transition gegenüber dem Transfer spiegelte sich darüber hinaus in einer deutlich niedrigeren Anzahl erforderlicher Operationen (25 % vs. 46 %; p < 0,01) sowie einer signifikant höheren Therapieadhärenz wider (89 % vs. 46 %, p = 0,002). Bei ihrer letzten Visite befanden sich überdies 79 % der Patienten der Transitionsgruppe in einer Hochschulausbildung oder einem bezahlten Beschäftigungsverhältnis. Demgegenüber betrug der Wert bei Patienten der Transfergruppe lediglich 50 % [6].

Quelle: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG.


#
 
  • Literatur

  • 1 Däbritz J. Morbus Crohn - wie vorgehen bei Patienten unter 18 Jahren? AbbVie-Symposium Morbus Crohn - unterschiedliche Therapien für unterschiedliche Altersstufen?. DGVS-Tagung. 21.09.-24.09.2016 in Hamburg
  • 2 Eisele R. Therapieeskalation - was ist vernünftig und sinnvoll? AbbVie-Symposium Morbus Crohn - unterschiedliche Therapien für unterschiedliche Altersstufen?. DGVS-Tagung. 21.09.-24.09.2016 in Hamburg
  • 3 Buderus S et al Dtsch Arztebl Int. 2015; 112: 121-127
  • 4 Ruemmele FM et al J. Crohns Coliti 2014; 8: 1179-1207
  • 5 Preiß JC et al Z. Gastroenterol. 2014; 52: 1431-1484
  • 6 Cole R et al J. Adolesc Health Off Publ Soc Adolesc Med. 2016; 57: 212-217